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Karussell-Fahrt in der Küche

Ausflug eines Siebenschläfers endete in Alfener Dunstabzugshaube

Von Bernhard Liedmann
(Text und Fotos)
Alfen (WV). »Zu Libori wollte auch er mal Karussell fahren«, schmunzeln Christiane und Andreas Lohmann aus Alfen. Beide staunten jetzt nicht schlecht über den ungebetenen Besuch in ihrer nagelneuen Küche. In der Abzugshaube hatte sich das Wildtier des Jahres 2004 eingenistet: Ein Siebenschläfer krabbelte munter auf der Ventilatorturbine. Beim Rettungseinsatz des Nachtnagers halfen schließlich sogar die Monteure der Alfener Hausgeräte-Firma »Granitza« als Feuerwehr.

Im Neubau am Ortsrand von Alfen war die neue Einbauküche gerade mal vor wenigen Wochen fix und fertig eingebaut worden, doch die kleine Abdeckplatte für den Abzug draußen an der Klinkerwand fehlte noch. Diese Gunst der Stunde nutze das ansonsten nur nachtaktive Tier in der Morgendämmerung. Die meterhohe Klinkerwand war schnell überwunden, die Abzugshaube aber Endstation für den Ausflug.
»Als ich den Abzug einschaltete, polterte es plötzlich«, so Christine Lohmann nach der ersten Überraschung. Glücklicherweise schaltete sie den Abzug auch gleich aus, für den Siebenschläfer wäre es sonst die letze Karussellfahrt gewesen. Mit der Taschenlampe leuchtete schließlich die 39-jährige gelernte Tierheilpraktikerin von oben in den dunklen Schacht hinein. Auf der Welle entdeckte sie den pelzigen Schwanz des Eindringlings, der allerdings keine Anstalten machen wollte, sein neues, aber auch gefährliches Zuhause, zu verlassen.
Ein Seil als »Strick-Leiter« hineinzuhängen, ihn mit der Grillzange einzufangen oder die Feuerwehr zu rufen, alle diese Ideen wurden verworfen. Schließlich schickte nach einem Hilferuf Kücheneinbauer Carlo Granitza dann als Rettungstrupp zwei Monteure los. Die demontierten den oberen Teil der Küche, dann konnte Christina Lohmann mit einem Arbeitshandschuh den Nager am Schwanz aus dem Schacht herausholen. »Da er sich sofort putzte und auch einige Beeren aß, hatte er das Abenteuer wohl überstanden«, freute sich die Alfenerin. Noch am gleichen Tag wurde der ungebetene Gast in die Freiheit entlassen, nachdem er Andreas Lohmann zum Abschied trotz des dicken Arbeitshandschuhs auch noch in den Finger gebissen hatte. Die dringlichste Anschaffung im Haushalt der Alfener Familie ist jetzt allerdings der Abzugsdeckel.

Artikel vom 29.07.2005