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Die Goldjagd in Posen

Kanu-EM: Flotte deutsche Flotte holt acht Titel

Posen (dpa). Birgit Fischer spielte erstmals nur eine Nebenrolle, doch die deutschen Kanuten waren trotzdem so erfolgreich wie nie. Mit acht Titeln, drei zweiten Plätzen sowie vier Mal Rang drei über die olympischen 500- und 1000-Meter-Strecken baute die deutsche Flotte bei den Europameisterschaften in Posen ihre Erfolgsserie aus.
»Hier war Alles, was Rang und Namen hat. Ein sensationelles Abschneiden«, sagte DKV-Sportdirektor Jens Kahl. »Aber das war nur ein Zwischenstopp für die Weltmeisterschaft. Nun müssen wir die Euphorie bremsen.«
Der dreimalige Olympiasieger Andreas Dittmer holte sich bei der Rekordjagd auf dem Maltasee den Titel auf seiner Lieblingsstrecke zurück. Ronald Rauhe und Tim Wieskötter sind nach dem neuerlichen Erfolg im Kajak Zweier seit fast fünf Jahren über 500 Meter ungeschlagen. Dreieinhalb Wochen vor der WM in Zagreb glückte dem Deutschen Kanu-Verband (DKV) eine überzeugende Generalprobe. Schon vor dem nichtolympischen 200-Meter-Sprint, wo es noch zwei Siege, zwei zweite und drei dritte Plätze gab, war er besser als 2001. Damals gab es sechs Titel, drei zweite Plätze und fünf dritte Ränge.
Deutschlands Kanu-König Dittmer meldete sich 337 Tage nach der Niederlage in Athen mit einem überlegenen Startziel-Sieg über 1000 Meter zurück. »Meine Lieblingsstrecke hat immer Priorität«, sagte der Einer-Canadier. Auf einer Nebenstrecke, den 500 Metern, sprang noch Rang drei heraus. »Ich bin optimistisch für die WM«, sagte er.
Während die Kanuten gestern fast perfekte Bedingungen vorfanden, hatten sie am Samstag mit den Wellen zu kämpfen. »Ich hatte das Gefühl, ich bin seekrank«, sagte Tomasz Wylenzek. Vor einem Jahr heulte der Essener als Sensations-Olympiasieger in Athen bei der Siegerehrung noch wie ein Schlosshund, diesmal nahm der 22-Jährige die Erfolge mit dem Leipziger Christian Gille über 1000, 500, und 200 Meter im Canadier-Zweier selbstbewusst hin. »Wir haben gezeigt, dass der Olympiasieg keine Eintagsfliege war«, sagte er und will nun die Titelsammlung mit Gille bei der WM komplettieren.
Der Potsdamer Kajak-Zweier Rauhe/Wieskötter verlängerte die eindrucksvolle Siegesserie über 500 Meter und ist seit dem Olympiasieg in Sydney ungeschlagen. In dieser Saison waren die beiden meist abwechselnd krank oder verletzt. »Der Sieg war wichtig fürs Selbstvertrauen. Jetzt wollen wir Weltmeister werden«, sagte Wieskötter, der mit seinem Partner auch Silber über 200 Meter bejubelte.
Im nacholympischen Jahr legte der Verband mit einer stark verjüngten Mannschaft erfolgreich den Grundstein für den Neuaufbau. In sechs von zwölf olympischen Disziplinen sprang der Sieg heraus. Der Großteil des Teams - nur der Neubrandenburger Dittmer und die Brandenburgerin Fischer haben sich noch nicht entschieden - bleibt wohl bis Peking 2008 an Bord.
Die am linken Bein verletzte Rekord-Olympionikin Fischer wurde im Kajak-Vierer über 1000 Meter Zweite. Im Kajak-Zweier über 200-Meter paddelte die 43-Jährige mit ihrer 25 Jahre jüngeren Nichte Fanny Fischer (Potsdam) auf Rang drei. Über 500 Meter siegte der von ihr in Athen noch angeführte Vierer diesmal mit Carlon Leonhardt (Mannheim) als Schlagfrau. »Es ist schön, dass eine andere Besetzung im K4 mal die Medaille holt«, sagte die Potsdamerin Katrin Wagner-Augustin, die insgesamt drei Titel holte. Über 500-Meter gewann die 19 Jahre alte Nicole Reinhardt aus Lampertheim sensationell Gold.

Artikel vom 01.08.2005