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Flugzeugabsturz
bleibt unvergessen

Heute vor 25 Jahren auf dem Sportplatz Meyerfeld

Von Dunja Henkenjohann
Werther/Halle (WB). Eigentlich sind sie es, die Brände löschen und Menschenleben retten. Doch am 27. Juli 1980 sind die Kameraden der Jugendfeuerwehr Werther beim Absturz eines Flugzeugs auf dem Sportplatz Meyerfeld selbst nur knapp der Katastrophe entronnen. Während eines Fußballspiels werden die Männer Augenzeugen, wie die vier Insassen der einmotorigen Maschine sterben. Im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT erinnert sich Jörg Heitmann an jenen Sonntagmorgen vor 25 Jahren:

Jörg Heitmann, heute Kamerad der Freiwilligen Feuerwehr Halle und damals noch Mitglied der Jugendfeuerwehr Werther, war gerade 20 Jahre alt. Er war der einzige Kicker, der bei dem tragischen Unglück im ehemaligen Teutoburger-Wald-Stadion verletzt wurde. Er wurde von Flugzeugteilen an Knie und Schulter getroffen und erlitt einen schweren Schock.
Auch 25 Jahre danach bleibt der Flugzeugabsturz für die Beteiligten von damals unvergessen. »Die Jugendfeuerwehr Höxter war in Werther zu Besuch«, erinnert sich Jörg Heitmann. Während eines Freundschafts-Fußballspiels zwischen den Kameraden sei die Wetterlage sehr nebelig gewesen, so der heute 45-Jährige.
»Wir hörten das Flugzeug immer wieder mal, hatten diesen Motorengeräuschen aber keine Bedeutung beigemessen«, sagt Heitmann. »Plötzlich war nichts mehr zu hören, dann setzte ein Pfeifen ein. Wir sahen das Flugzeug aus Richtung Hof Venghaus/Schützenklause auf uns zukommen. Der Propeller stand still, nur die Positionsleuchten blinkten. Das Flugzeug wurde auf einmal riesengroß.« Das alles passierte während der ersten Halbzeit beim Stand von 0:0.
»Man hat nur noch gedacht: Weg hier«, erinnert sich Jörg Heitmann. Dann habe es einen lauten Knall gegeben, unmittelbar danach sei es bedrohlich still gewesen. Der Sportplatz glich einem Bild des Grauens. Überall lagen Wrackteile und Reisegepäck vertreut, für die vier Insassen - die Pilotin (damals 40 Jahre) aus Paderborn sowie zwei Männer (45 und 50 Jahre) und eine Frau (36) aus Geseke - kam jede Hilfe zu spät.
Jochen Heidemann, damals noch in der Jugendfeuerwehr aktiv und heute Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Werther, gab aus dem Feuerwehrwagen vor Ort den Alarm heraus, innerhalb weniger Minuten traf der Bielefelder Rettungshubschrauber am Unglücksort ein. »Doch für den Rettungsdienst gab es nichts mehr zu tun«, erzählt Jörg Heitmann.
Heitmann selbst wurde mit dem Löschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Werther ins Krankenhaus gebracht. »Es gab keinen Krankenwagen, weil sich zur selben Zeit in Barnhausen ein schwerer Verkehrsunfall ereignet hatte«, erinnert er sich heute. Dienstags konnte der Feuerwehrmann das Krankenhaus wieder verlassen.
Schon bald stellte sich heraus, dass das Sportflugzeug, ein Tiefdecker vom Typ Avia, 32 Minuten vor dem Absturz mit einer weiteren Maschiene auf dem Flugplatz Haxterberg bei Paderborn in Richtung Wangerooge gestartet war. Die Insassen der beiden Maschinen wollten auf der Nordseeinsel ihren Urlaub verbringen.
Schon beim Start der Avia, so berichteten Augenzeugen, habe es Schwierigkeiten gegeben. »Ich kehre wegen schlechter Sichtverhältnisse um«, soll die Pilotin ihrer Begleitmaschine noch per Funk mitgeteilt haben, dann riss die Verbindung ab. Daraufhin landete die zweite Maschine am Dümmer See. Hier erfuhren die Insassen vom Absturz in Werther.
»Wenn ich heute ein Sportflugzeug höre, gucke ich immer etwas genauer hin«, räumt Jörg Heitmann ein. Auch das Datum, den 27. Juli 1980, werde er zeitlebens nicht vergessen. »Zumal damals der 24. Hochzeitstag meiner Eltern war«, erzählt er.
Das Flugzeugwrack wurde im Anschluss an die Ermittlungen des Luftfahrtbundesamtes auf dem Gelände des Bauhofes an der Blumenstraße gelagert. Von dort stammt auch die Gurtschnalle, die Jörg Heitmann heute auf seinem Schreibtisch immer wieder an sein »Glück im Unglück« erinnert.
Im Gerätehaus des Löschzugs Werther der Freiwilligen Feuerwehr erinnert ein Stück des Fahrwerks an den tragischen Tag (Foto Mitte). Auf einer Messingtafel ist zu lesen: »Zur Erinnerung an den Flugzeugabsturz auf das Spielfeld der Jugendfeuerwehr am 27. Juli 1980.« Dem Tag, an dem 40 Personen - Kicker, Zuschauer und Mitglieder der Johanniter - mit dem Schrecken davon kamen, vier Menschen mussten sterben.

Artikel vom 27.07.2005