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Als Polizeiseelsorger im Einsatz

Marcel Braun ist Praktikant bei Pfarrer Volker Schmidt

Von Birte Penshorn (Text und Foto)
Kreis Herford (LZ). Nach schlimmen Erlebnissen benötigen die Opfer häufig dringend professionelle Hilfe. Doch was ist mit den Bediensteten der Polizei? Auch diese müssen die Erlebnisse verarbeiten. In diesen Fällen steht Volker Schmidt als Polizeiseelsorger den Beamten zur Seite. Einen Einblick in diese Arbeit erhält zur Zeit Leutnant Marcel Braun, der ein Praktikum bei dem Pfarrer absolviert.

Der Herforder studiert an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg. »Im Rahmen der Ausbildung zum Offizier wird mir das Hochschulstudium bezahlt. Da habe ich mich für Pädagogik und Psychologie entschieden, denn ich möchte Berufssoldat werden und da kann ich beides gut gebrauchen«, erzählt Marcel Braun.
Das Thema Seelsorge habe ihn für seine Seminararbeit und als Praktikum interessiert, besonders, wie Stressbewältigung bei der Polizei aussieht. »Zuerst habe ich dann bei der Polizei angefragt, ob ich ein Praktikum zu Stressbewältigung bei ihnen machen könnte. Dort erfuhr ich allerdings, dass die Polizei keinen eigenen Seelsorger hat, was mich sehr verwunderte«, ergänzt Marcel Braun.
Dafür ist Pfarrer Volker Schmidt zuständig. Er kümmert sich nach schlimmen Erlebnissen um Angehörige der Polizei. Rund 350 Bedienstete betreut er damit im Kreis Herford.
Um überhaupt als Polizeiseelsorger tätig sein zu dürfen, musste Volker Schmidt allerdings eine Zusatzausbildung »Stressbearbeitung nach belastenden Ereignissen« (SbE) machen. »Mit Hilfe eines strukturierten Nachgesprächs kann ich verschiedene Möglichkeiten der Akutintervention im Krisenfall anbieten. Gerne vermittle ich auch bei länger anhaltenden Belastungsreaktionen weiterführende professionelle psychotherapeutische Hilfe«, erklärt der Pfarrer.
Nach einem schweren Verkehrsunfall hat sich Volker Schmidt für die Fortbildung entschieden, denn er selber hat damals auch sofort Hilfe bekommen. SbE wird bei schweren Erlebnissen angewendet, wenn die natürlichen Verarbeitungsmechanismen nicht mehr greifen.
Vier Wochen lang schaut Marcel Braun dem Polizeiseelsorger über die Schulter und wird bei Einsätzen auch mit rausfahren. »Allerdings wäre es natürlich eigentlich viel schöner, wenn dieser Fall überhaupt nicht eintritt«, ergänzt der Leutnant.

Artikel vom 26.07.2005