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Ein- oder zweimal? Kandidatin Angela Merkel (CDU) fordert Kanzler Gerhard Schröder (SPD) heraus.

Tauziehen
um Zahl der
TV-Duelle

Schröder will zwei, Merkel nur eines

Berlin (dpa). Um die TV-Duelle zwischen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel gibt es Streit. Während Schröder zwei Duelle will, hält Merkel aufgrund des kurzen Wahlkampfs nur ein Aufeinandertreffen für möglich.

»Mehr ist ganz einfach zeitlich nicht drin«, war ein namentlich nicht benannter Berater Merkels am Wochenende zitiert worden. »Zwei Debatten haben sich bewährt«, betonte dagegen gestern Regierungssprecher Thomas Steg.
Der Regierungssprecher verwies darauf, dass im Bundestagswahlkampf 2002 die beiden Fernsehduelle zwischen Schröder und seinem Herausforderer Edmund Stoiber (CSU) von jeweils etwa 15 Millionen Zuschauern verfolgt worden seien. Das Interesse der Bürger sei offensichtlich, und Schröder sei »ausdrücklich bereit, an zwei Debatten teilzunehmen«. Steg verwies darauf, dass die Organisation Sache der Sender sei.
Die Fernsehsender wünschen sich zwei Live-Sendungen mit Kanzler und Kandidatin, wie ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender bestätigte. Die Sendungen sollen wie vor drei Jahren je eine Länge von 75 Minuten haben. Das erste Aufeinandertreffen könnte bei RTL und Sat.1, moderiert von Peter Kloeppel und Thomas Kausch, ausgestrahlt werden. Das zweite Duell vor der Wahl würden dann ARD und ZDF übertragen, wie beim Duell zwischen Stoiber und Schröder 2002 sind als Moderatoren Sabine Christiansen und Maybrit Illner vorgesehen. Wenn es allerdings nur ein TV-Duell gebe, müsse »die beste Kombination der Interviewer zusammenkommen«, sagte Brender.
Meinungsforscher sind der Ansicht, dass TV-Rededuelle Schröder mehr nutzen als Merkel. Der Mainzer Parteienforscher Jürgen Falter sagte: »Wenn sich der leichte Abwärtstrend der Union in den Umfragen fortsetzt, könnte das TV-Duell sogar die entscheidenden ein bis zwei Prozent zu Ungunsten von Schwarz-Gelb bringen - zumal sich gerade unentschlossene Wähler besonders stark vom Ausgang eines solchen Zweikampfs beeinflussen lassen.« Auch der Göttinger Parteienforscher Peter Lösche sieht Schröder im Vorteil. »Der Medien-Kanzler Schröder wird wahrscheinlich selbstsicherer und staatsmännischer auftreten als Frau Merkel.«
FDP-Chef Guido Westerwelle - potenzieller Koalitionspartner der Union - hatte Merkel ganz von einem Fernsehduell mit Gerhard Schröder, dem »internationalen Meister im Flirt mit den Kameras«, abgeraten und von einer »vergifteten Einladung an die Union« gesprochen.S. 4: Kommentar

Artikel vom 26.07.2005