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Deutschunterricht ist Zukunftsziel

Partnerschaft Verl - Delphos: Bürgermeister begleitet acht Austauschschüler

Verl (ehl). Ihre Kinder sind aus dem Gröbsten heraus und Ginger Denman hat nun Zeit. Zeit, die sie in die Partnerschaft zwischen ihrer Heimatstadt Delphos (Ohio) und der Gemeinde Verl investiert. Die Amerikanerin ist neue Betreuerin des Schüleraustauschs und ihre Arbeit zeigt bereits Erfolg.

Am 9. August werden acht Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Verl und des Evangelischen Gymnasiums Werther nach Delphos fliegen, um dort drei beziehungsweise vier Monate in Gastfamilien das amerikanische Alltagsleben kennen zu lernen und die Jefferson High School oder die St. John's High School zu besuchen. »So viele Gastfamilien hatten wir noch nie«, freut sich Frithjof Meißner. Der Kaunitzer, der als Lehrer am Gymnasium Werther tätig ist, hat im Heimatverein Verl die »Arbeitsgruppe Partnerschaft« übernommen und kümmert sich neben dem Schüleraustausch auch um die anderen offiziellen Besuche und Gegenbesuche in Verl und Delphos.
Begleitet werden die Austauschschüler Simon Hermreck, Nils May, Nicola Krause, Tobias Sielemann, Sebastian Stuckmann (alle vom Gymnasium Verl), Cigdem Sag, Stefan Grafahrendt und Charlotte Hoffend (alle vom Ev. Gymnasium Werther) am 9. August von Bürgermeister Paul Hermreck und seiner Familie. Sein älterer Sohn Michael hatte ebenfalls an dem Austausch teilgenommen und mit seiner damaligen Gastfamilie sind die Hermrecks noch immer befreundet. »Wir telefonieren jeden Sonntag und einmal im Jahr kommen die Wilkins zu uns oder wir fliegen zu ihnen«, erzählt der Verwaltungschef. Auf ähnliche Weise seien schon einige Familien in Verl mit Familien in Delphos verbandelt. »Solche privaten Kontakte sind um ein Vielfaches wichtiger als die offizielle Schiene«, findet Hermreck. Gleichwohl wird er während seines Besuchs in Delphos auf Einladung von Bürgermeister Jerry Neumeier und des Stadtratsvorsitzenden Bob Ulm im dortigen Stadtrat eine Rede halten.
Doch zurück zu Ginger Denman. Sie hatte im Vorjahr selbst eine deutsche Schülerin zu Gast, und als ihre Vorgängerin Cindy Kaiser die Betreuung des Austauschs aus privaten Gründen abgeben wollte, erklärte sie sich bereit, die Aufgabe zu übernehmen. Erfolgreich warb sie um Gastfamilien und ermöglicht so gleich acht jungen Leuten, eine Weile in den USA zu leben. »Eine unschätzbare Erfahrung«, wissen Frithjof Meißner und seine Frau Christine aus eigenem Erleben. »Die Kinder kommen erwachsener, offener und selbstbewusster zurück.« Und auch im Hinblick auf den Einstieg ins Berufsleben sei ein USA-Aufenthalt nicht nur wegen der Sprachkenntnisse ein Vorteil.
Woher die Schüler, die sie so erfolgreich vermittelt hat, kommen, hat Ginger Denman sich vor wenigen Tagen selbst angeschaut: Sie war zu Gast bei ihrer damaligen Gastschülerin und wurde bei der Gelegenheit von Bürgermeister Hermreck im Rathaus empfangen.
Im Juli des kommenden Jahres wird dann eine 30- bis 40-köpfige Erwachsenengruppe aus Delphos zum turnusmäßigen Besuch in Verl erwartet. Gastfamilien zu finden, sei zum Glück nicht schwer, stellt Meißner erfreut fest. Drei bis vier Tage werden die Amerikaner hier bleiben und dann weitere Ziele ansteuern.
Ein großes Zukunftsziel auf Verler Seite ist, in Delphos das Interesse an der deutschen Sprache zu wecken. Bislang werden an den Schulen als Fremdsprachen Spanisch und Französisch gelehrt. Dass Schüler aus Delphos zu einem Austausch hierher kommen und zum Beispiel das Gymnasium besuchen, ist daher noch nicht möglich. Dabei haben viele der 8000 Einwohner deutsche Wurzeln: Schließlich war es der Verler Johannes Otto Bredeick, der die Stadt im 19. Jahrhundert zusammen mit seinem Bruder Ferdinand gründete und unter anderem Auswanderer aus Verl dort ansiedelte. »Hierzulande gibt es so viele arbeitslose Lehrer. Und viele wären bereit, zeitweise als Deutschlehrer nach Delphos zu gehen«, hat Meißner schon konkrete Ideen für die Verwirklichung des Ziels.

Artikel vom 26.07.2005