26.07.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Gelähmte Patrycja
wünscht sich Rollstuhl

Benefizspiel zwischen SV Avenwedde und dem SC Verl

Avenwedde (mapu). Wenn am morgigen Mittwochabend (Anstoß 18.30 Uhr) der Landesligist SV Avenwedde den Oberligisten SC Verl zum Testspiel empfängt, dann geht es um weitaus mehr als nur den Formcheck zweier Fußballmannschaften. Der sportliche Vergleich wurde kurzerhand zur Benefiz-Veranstaltung zugunsten eines sechsjährigen Mädchens aus Polen erklärt, das derzeit eine schlimme Phase seines noch jungen Lebens durchmacht.

Die Eltern der kleinen Patrycja Chyla wurden vor einigen Monaten vor eine Entscheidung gestellt, die keine Alternative kannte: Ein bösartiger Tumor an der Wirbelsäule ihrer Tochter zwang zu einem schwerwiegenden medizinischen Eingriff, der Patrycja vielleicht für immer an den Rollstuhl fesseln würde. Anderenfalls wäre sie gestorben. Mühsam sammelten die in armen Verhältnissen lebenden Eltern, die neben Patrycja noch sieben weitere Kinder zu versorgen haben, das nötige Geld für die Operation. Diese wurde dann am 28. April in Warschau durchgeführt. Seitdem sind Patrycjas Gliedmaßen zu 82 Prozent gelähmt. Doch ihr Leid hat damit noch kein Ende gefunden.
Weil in Polen das Gesundheitssystem längst nicht den Versorgungsstandards hierzulande entspricht und der Familie das Geld für die dringend notwendige Anschaffung eines Rollstuhls fehlt, ist Patrycja seit Ende April in ihrem Elternhaus ans Bett gefesselt.
Was die dramatische Situation zusätzlich verschlimmert: In ihrem polnischen Heimatdorf Kwidzyn, wo es noch nicht einmal ein örtliches Telefonnetz gibt, kann Patrycja weder zur überlebenswichtigen Chemotherapie noch nach den Sommerferien in die Schule. Ihr ganzes Schicksal hängt also an einem Rollstuhl, der in Deutschland im Handumdrehen beschafft wäre. Die dafür erforderlichen 1500 bis 2000 Euro können Patrycjas Eltern jedoch in ihrer verzweifelten Lage beim besten Willen nicht auftreiben.
Der SV Avenwedde und der SC Verl wollen dem kleinen Mädchen helfen. Der Kontakt kam über SVA-Betreuer Peter Gassei zustande, dessen Frau Claudia sich im Vorstand des Gütersloher Mütterzentrums »MamaMia« zusammen mit Marlies Becker engagiert, die wiederum Patrycja persönlich kennt. »Die Sache ist wirklich schlimm. Und vielleicht kann man mit Hilfe des Sports etwas bewegen«, will Peter Gassei seine Verbindung zum SV Avenwedde nutzen. Auch SC Verls Geschäftsstellenleiter Manfred Niehaus war von der Idee auf Anhieb begeistert und stimmte zu, die Eintrittsgelder (5 Euro für Erwachsene, 2 Euro für Kinder ab zwölf Jahren) der nun zum Benefizspiel erklärten Testpartie zu spenden.
Darüber hinaus spendieren die Bäckerei Jürgens frische Brötchen, die Fleischerei Rau knackige Bratwürstchen und der Getränkekotten Heitmann leckeres Bier (Fans zahlen nur 1 Euro pro Pils), so dass die Einnahmen komplett in den guten Zweck einfließen werden. Für die Beschaffung und Kalibrierung des Rollstuhls sowie den Transport nach Polen erklärte sich das Sanitätshaus Mitschke bereit. Die ersten 300 Euro dafür sind bereits gesichert: Thomas Fauseweh, Leiter der Avenwedder Volksbank-Filiale, »tauschte« die Summe gegen ein ab 17.30 Uhr steigendes Vorspiel der Minikicker, deren Trainer Fauseweh ist.
Der Anfang ist gemacht - jetzt kommt es auf die heimischen Sportinteressierten an, sich einen sicher hoch interessanten Fußball-Abend an der Isselhorster Straße zu bereiten und ganz nebenbei auch noch der kleinen Patrycja ihr schweres Leben ein Stück einfacher zu gestalten. Der Aufwand, den jeder einzelne betreiben muss, ist damit verglichen minimal.

Artikel vom 26.07.2005