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Der Wald ist eine Brennholz-Maschine

Neue Serie im WESTFALEN-BLATT: »Heizen mit Holz« - Lukrativ ab 32 Cent pro Liter Heizöl

Von Klaus-Peter Schillig
Altkreis Halle (WB). Heizöl ist ein kostbares Gut geworden. Auf mehr als 55 Cent pro Liter ist der Preis in diesem Monat bereits hochgeschnellt, Hausbesitzer und Mieter sehen schon mit Schrecken dem nächsten Winter entgegen. Dabei wächst die kostengünstigere Alternative direkt vor der Haustür. Zu »Heizen mit Holz« raten sogar die heimischen Förster - und genauso lautet auch der Titel einer neuen Serie im WB. Wir stellen Brennstoffe aus Holz vor, lassen Handwerker und Besitzer alternativer Heizanlagen zu Wort kommen, zeigen Fördermöglichkeiten und Handelswege auf. In der ersten Folge geht es um den Wald als »Brennholz-Maschine«.

Natürlich könne man nicht die gesamte Energieversorgung auf Holz umstellen, aber fünf bis acht Prozent seien immerhin möglich, macht Oberforstrat Willi Stock Mut zum entscheidenden Schritt. Das Sparen beginnt schon, so Stock, wenn der Heizölpreis höher liegt als 32 Cent pro Liter. Der 51-Jährige ist stellvertretender Leiter des Forstamtes Bielefeld und dort unter anderem zuständig für die Förderanträge. Denn moderne Heizungsanlagen für Brennstoffe aus Holz werden wegen der höheren Anschaffungskosten staatlich bezuschusst. Laut Stock lohnt sich der Schritt für den, der neu baut oder dessen Heizungsanlage ohnehin ausgetauscht werden muss.
Aus dem Wald kommt nicht nur das Scheitholz, das gesägt und gehackt dekorativ in offenen Kaminen prasselt, sondern Brennholz in vielfältiger Form. Mit Holzpellets, die aus Abfällen von Sägewerken gepresst werden, lassen sich auch kleine Heizungsanlagen in Einfamilienhäusern sparsam betreiben, für größere Anlagen auf Bauernhöfen oder im Gewerbe, für Schulen oder Verwaltungsgebäude, bieten sich Holzhackschnitzel als Brennstoff an. Holzbriketts aus dem Baumarkt sind nur bedingt tauglich, wer körperliche Betätigung und Handarbeit mag, kann sein Haus auch komplett mit Scheitholz beheizen.
»Der Wald ist eine Brennholz-Maschine«, kann Willi Stock vorrechnen, dass durchaus kein Kahlschlag vonnöten wäre, um im Großraum Bielefeld/Gütersloh etwa 3000 Häuser - das entspräche einer Kleinstadt wie Halle - mit Holz oder Holzprodukten zu heizen. Der Brennstoff dafür würde aus den umliegenden Wäldern stammen. Rein rechnerisch könnten nämlich die Wälder in Bielefeld und dem Kreis Gütersloh - zusammen 20 000 Hektar - rund 140 000 Festmeter Holz liefern. Das ist die Menge, die jährlich nachwächst. Genutzt für Möbelindustrie oder als Brennholz werden nach der Buchführung des Forstamtes aber nur 40 000 Festmeter plus etwa 20 000 Festmeter, die inoffiziell an den Mann gebracht werden.
Die Waldbauern hätten also noch gewaltige Kapazitäten zur Verfügung, ist sich Stock sicher. Denn bei nachhaltiger Forstwirtschaft könne pro Jahr so viel eingeschlagen werden, wie als Zuwachs zu verzeichnen ist. Regelmäßiges Durchforsten sei für den Wald nur von Vorteil, auch die Öko- und Energiebilanz des Brennstoffes Holz fällt gegenüber Öl und Erdgas wesentlich günstiger aus, meint der Forstexperte. Beispielsweise seien bei Heizöl durch Förderung, Verarbeitung und lange Transportwege schon 12 bis 15 Prozent an Energieeinsatz notwendig, ehe es überhaupt beim Verbraucher im Tank ankommt. Bei den gepressten Holzpellets seien dagegen nur drei Prozent Energieeinsatz nötig.
Auch der Ausstoß an CO2-Gasen führt bei Holz zu einer ausgeglichenen Bilanz, denn verbrannt wird nur, was durch Sonneneinstrahlung erst im Jahr zuvor eingelagert worden ist. Bei Kohle, Öl oder Gas liegt diese Einlagerung schon Millionen Jahre zurück, führt also heute zu einer zusätzlichen Belastung der Atmosphäre.
In der nächsten Folge geht es um Holzpellets, den Brennstoff aus dem Sägewerk.

Artikel vom 26.07.2005