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Holger Stange hat Bankverein verlassen

Hohes Defizit als Grund für Abschied nicht auszuschließen - noch kein Nachfolger gefunden

Werther (dh). Nach dem turbulenten Geschäftsjahr 2004 hat der Vorstandsvorsitzende der Bankverein Werther AG, Holger Stange, dem Traditionshaus am vergangenen Freitag den Rücken gekehrt. Er habe das Geldinstitut nach einvernehmlichen Verhandlungen mit dem Aufsichtsrat verlassen, hieß es in einer Pressemitteilung.

Der überraschende Abschied ist auch auf das Minus von knapp einer Million Euro im vergangenen Geschäftsjahr (wir berichteten mehrfach) zurückzuführen. »Es ist keine Frage, dass zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens und der Veränderung zweifellos Zusammenhänge bestehen«, bestätigte Aufsichtsratsvorsitzender Michael Jacobs gestern auf Anfrage des WESTFALEN-BLATTes. »Auch wir als Aufsichtsorgan müssen uns die Frage stellen: Wie kann so etwas kommen und wer muss dafür die Verantwortung tragen?«.
Laut Michael Jacobs lief Holger Stanges Dienstvertrag noch bis zum 31. März 2006. Man habe über die Zukunft des bestehenden Arbeitsverhältnisses verhandelt, der Zeitpunkt des Ausscheidens sei allerdings Stanges persönlicher Wunsch gewesen.
»Ich gehe schweren Herzens, halte diesen Schritt aber für notwendig«, lässt der 55-Jährige per Presseerklärung mitteilen. Für ein persönliches Gespräch war Holger Stange gestern nicht zu erreichen. Er befinde sich in den kommenden 14 Tagen im Urlaub, hieß es. »Zum einen möchte ich meiner persönlichen Lebensplanung eine neue Richtung geben«, teilt Holger Stange mit. Er werde eine neue berufliche Herausforderung annehmen. Ob und wo Stange demnächst eine Stelle antreten wird, konnte auch Jacobs nicht beantworten.
»Zum anderen verfolgt die Bank aktuell ehrgeizige Ziele, die sie mit einer verjüngten Führungsspitze am schnellsten erreichen kann«, begründete Holger Stange weiter. Wie berichtet, hat die Bankverein Werther AG nach dem Minus von knapp einer Million Euro im Geschäftsjahr 2004 in diesem Jahr eine Zukunftsoffensive gestartet. Neben der Gründung so genannter Gebietsrepräsentanzen und der Erhöhung des Eigenkapitals umfasst diese auch Kosteneinsparungen und Mitarbeiterschulungen.
Holger Stange habe diese »Politik« des neuen Vorstandsmitglieds Gerd Völker voll mitgetragen, sagte Michael Jacobs. In diesem Zusammenhang habe es keine Schwierigkeiten gegeben.
Holger Stanges Stelle - der Vorstandsvorsitzende ist unter anderem zuständig für den Bereich Finanzen - soll in der kommenden Woche in der überregionalen Presse ausgeschrieben werden. Da für den Bankverein Werther das Vier-Augen-Prinzip gelte, sei der Aufsichtsrat bemüht, möglichst schnell einen Nachfolger zu finden, erklärte Jacobs. Es sei auch nicht ausgeschlossen, dass man zunächst einen Interimsvorsitzenden einsetze. Offen sei auch, ob Vorstandsmitglied Gerd Völker in Zukunft die Aufgaben des Vorstandsvorsitzenden wahrnehmen werde.
Holger Stanges Abschied ist die zweite Veränderung im Vorstand innerhalb weniger Monate. Erst zum Ende 2004 hatte Vorstandsmitglied Matthias Spiegel dem Bankverein den Rücken gekehrt. Er hatte seinen Vertrag nicht verlängert, um zu einer anderen Bank zu wechseln. Spiegel war nach den Verlusten in 2003 (310 000 Euro) bei den Aktionären in die Kritik geraten. Aspekte

Artikel vom 26.07.2005