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Chinesischer Autohersteller Nanjing kauft MG Rover

Drei Bieter stritten um die frühere Tochter von BMW

London (dpa). Der chinesische Autokonzern Nanjing Automobile hat den insolventen britischen Autohersteller MG Rover gekauft. Der Staatskonzern will auch künftig im Vereinigten Königreich Fahrzeuge produzieren.
Nanjing will auch künftig in England Rover-Sportwagen bauen. Foto: dpa

Wie britische Sonntagzeitungen berichteten, will Nanjing auf der britischen Insel 2000 neue Arbeitsplätze schaffen und mehr als 80000 Autos pro Jahr bauen. Der Kaufpreis wurde inoffiziell mit 72 bis 86 Millionen Euro beziffert.
Ein Teil der Auto- und Motorenproduktion soll von Birmingham nach China verlagert werden. In Großbritannien sollen nach den Berichten weiter MG-Sportwagen hergestellt werden, in China jährlich 200000 Fahrzeuge der Marke Austin.
»Der Kauf von Rover eröffnet Nanjing die Möglichkeit, eine Präsenz in Europa aufzubauen, hochwertige MG-Autos in Großbritannien zu bauen, ergänzt durch die Massenproduktion von Autos in China«, zitierte die Zeitung einen Vertreter des chinesischen Unternehmens mit 16000 Angestellten.
Der letzte selbstständige britische Autoproduzent war im April diesen Jahres am Ende. Die Insolvenzverwalter hatten umgehend 5000 der 6000 Beschäftigten gekündigt und das Roverwerk in Birmingham stillgelegt. Zuvor waren Übernahmeverhandlungen mit der chinesischen Shanghai Automotive Industrial Corporation (SAIC) gescheitert. Rover hatte zuletzt pro Monat einen Verlust von bis zu 37 Millionen Euro gemacht.
Die Insolvenzverwalter hatten am Freitagabend in London mitgeteilt, Nanjing habe MG Rover sowie die zugehörige Motoren- und Getriebe-Tochter Powertrain erworben. Für MG Rover gab es zuletzt drei Bieter. Dies waren neben Nanjing Automobile Corp. dessen chinesischer Konkurrent SAIC sowie der britische Geschäftsmann David James.
Rover war Mitte der 90-er Jahre von BMW gekauft worden, hatte den bayerischen Konzern aber in eine schwere Krise geführt. Nach Milliardenverlusten verkaufte BMW im Mai 2000 seine englische Tochter für den symbolischen Preis von zehn Pfund an das Phoenix-Konsortium, einer Gruppe von vier Geschäftsleuten. Aber auch diese konnten Rover nicht retten.

Artikel vom 25.07.2005