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Leider ist dabei meist
auch Neid im Spiel

Riesenrad-Menü wirtschaftlich zu begrüßen


Zum Thema »Vier-Gang-Menü im Riesenrad« erreichten uns folgende Zuschriften:
Mich stört bei dieser Diskussion, dass anderen vorgeschrieben werden soll, wie sie ihr Geld auszugeben bzw. nicht auszugeben haben. Der dabei erhobene moralische Zeigefinger ist m.E. unangebracht. Natürlich benötigt niemand diesen öffentlichen Gaumenschmaus um zu überleben. Überflüssig ist aber sehr vieles in unserer Gesellschaft! Beispiele: der große Sportwagen, die überaus aufwendige Urlaubsreise oder das zusätzliche Bier, nachdem der Durst längst gestillt ist. Bei strengster Betrachtung könnte vielleicht noch jemand auf die Idee kommen, die gesamte Kirmes sei überflüssig.
Einen weiteren Aspekt möchte ich erwähnen: Wenn pro Gondel 550 Euro ausgegeben werden, dann mögen viele das als ärgerlich empfinden. Wirtschaftlich betrachtet ist diese Ausgabe höchst erwünscht. Zunächst einmal fallen davon über 75 Euro Mehrwertsteuer an. Das Fahrgeschäft »Riesenrad«, der Paderborner Sternekoch und die sonst noch eingebundenen Paderborner Betriebe erhalten Einnahmen zur Deckung ihrer Kosten (u.a. Löhne und Gehälter für ihre Mitarbeiter), evtl. anfallender Überschuss führt zur Zahlung von Gewinnsteuern. An der gesamten Aktion sind Menschen beteiligt in ihren Funktionen als Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Neben der bereits erwähnten Mehrwertsteuer erhalten die öffentlichen Kassen auch durch solche von vielen als ärgerlich empfundene Ideen Lohnsteuer, Einkommensteuer, Gewerbesteuer und Sozialabgaben (Beiträge zur Rentenversicherung, Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung und Pflegeversicherung). Auch wenn die Summe dieser Beträge von mir nicht errechnet werden kann, die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen sind zweifellos positiv.
Der Gedanke, wer soviel Geld für ein Menü ausgebe, könne stattdessen für wohltätige Zwecke spenden, ist selbstverständlich richtig. Aber wer sagt denn, dass die Betreffenden dies nicht auch tun? Ich meine, wir sollten uns hüten, moralisierend auf andere zu zeigen. Leider ist dabei meist auch Neid im Spiel. Im Ergebnis können solche Diskussionen letztlich sogar dazu führen, dass »überflüssiges Geld« nicht mehr hier, sondern beispielsweise im Ausland ausgegeben wird. Auch das ist nicht unanständig, führt aber nicht zu Einnahmen der öffentlichen Hände hierzulande - mit allen negativen Konsequenzen.
JOSEF WECKER
Carl-Diem-Str. 36
33106 Paderborn

Artikel vom 27.07.2005