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Wo kommen all
die Möbel her?

Auch ZDF prüft Werbe-Vorwurf

München/Hamburg (dpa). Nach der ARD muss sich auch das ZDF mit Vorwürfen fragwürdiger Werbe-Kooperationen auseinander setzen.

Wie Alexander Stock, beim ZDF für die innere Kommunikation zuständig, dem Nachrichtenmagazin »Focus« sagte, prüft Programmdirektor Thomas Bellut die Einrichtungsshow »Ricks Wohnwelten«, die auffällig oft Einrichtungsgegenstände der selben Anbieter präsentiere. ZDF-Pressesprecher Walter Kehr relativierte am Wochenende allerdings, bei der Überprüfung der Einrichtungsshow seien »keine Unregelmäßigkeiten aufgefallen«. »Die Verträge sind sauber, es ist nicht nur alles legal, sondern auch legitim«.
Für »Ricks Wohnwelten« habe das ZDF eine Firma beauftragt, die alle kleineren Gegenstände wie Lampen oder Beistelltische organisiert. »Da müssen wir nur eine Firma im Abspann nennen und nicht 38«, sagte Kehr.
Der Berater von Moderator Rick Mulligan soll laut »Focus« eine Firma für »Medienplatzierung diverser Projekte und Produkte« betreiben. Diese Kritik sei möglicherweise gerechtfertigt, sagte Kehr. »Wir haben aber davon nichts gewusst«, ergänzte er. Der Sache werde nachgegangen. Zu Schleichwerbungs-Vorwürfen beim ZDF hob Kehr hervor: »Wir haben ein Verfahren, von dem wir überzeugt sind, dass wir alle Unregelmäßigkeiten sehen. Bei zig 1000 Sendungen im Jahr können wir aber nicht ausschließen, dass es mal einen Fehler gibt.«
Die ARD will laut »Focus« als Reaktion auf den Schleichwerbungs-Skandal eine »Clearingstelle« einrichten. Der Justiziar des Südwestrundfunks (SWR), Hermann Eicher, solle diese Stelle leiten. Bei der ARD wurden inzwischen laut »Focus« neue Fälle von zweifelhafter Zusammenarbeit mit Drittfirmen bekannt. Danach müssen die Teilnehmer der Show »Star-Leichtathletik mit Jörg Pilawa« am nächsten Samstag Kleidung des Sportausrüsters Nike tragen. Produzent sei die Firma First Entertainment. Deren Geschäftsführer sei bis vor kurzem der vom WDR entlassene Frank Döhmann gewesen.
Die im Schleichwerbungs-Skandal der ARD in der Kritik stehenden Produktionsfirmen müssen nach Informationen des Nachrichtenmagazins »Der Spiegel« mit Schadenersatzforderungen der »Placement-Agenturen« rechnen. Aktuell betroffen sei die Baden-Badener Bavaria Tochter Maran Film, deren Tatort »Bienzle und der Sizilianer« gestern im Ersten gezeigt wurde. Ursprünglich hatte der Film zwei »Placements« für Mineral- und Rapsöl, die herausgeschnitten wurden. Die Agentur von Andreas Schnoor fordere 21 750 Euro zurück, wenn die gesendete Version nicht mit der von ihm »abgenommenen« übereinstimme.

Artikel vom 25.07.2005