23.07.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Menschen in
unserer Stadt
Angelika Sandow
Friseurmeisterin

Die alte Holzkasse in ihrem Geschäft stammt aus den Gründerjahren, erinnert Angelika Sandow (50) täglich an die Familientradition: Die Friseurmeisterin ist in die Fußstapfen von Vater, Großvater und Urgroßvater getreten, betreibt in der vierten Generation einen Herrensalon. »Der Friseursalon Niediek, vor mehr als 100 Jahren gegründet, war eine Institution in Brackwede, galt immer auch als Nachrichtenumschlagplatz«, sagt Angelika Sandow, die sich wie ihre Vorfahren auf Herren-Haarschnitte spezialisiert hat.
»Maskulin« heißt denn auch das kleine, aber feine Friseurgeschäft an der Cheruskerstraße, wird von der Inhaberin allein geführt. »Ich schneide nun mal für mein Leben gern, Dauerwellen und Haare legen sind nicht mein Ding«, begründet Angelika Sandow ihre Vorliebe für die männliche Haarpracht. Und fügt hinzu: »Man sieht sofort das Ergebnis, das macht Spaß«. Allenfalls lässt sie sich von Damen zu einem Kurzhaarschnitt überreden.
Damit knüpft die 50-Jährige an die Tradition der Familiendynastie an. »Auch meine Vorfahren haben immer nur Männern die Haare geschnitten«. Ihre Liebe zum Beruf entdeckte die gebürtige Brackwederin schon früh, »schließlich war ich ja häufig genug im Geschäft«. Nach dem Besuch der Realschule absolvierte sie eine dreijährige Friseurausbildung, half im Salon ihres Vaters aus und legte nach familiär bedingter Pause 1988 die Meisterprüfung ab, eröffnete 1989 den Salon »Maskulin«.
Und kann sich über eine Stammkundschaft freuen, zu der sie echte Beziehungen aufbaute. »Der älteste Kunde ist um die 90 Jahre, viele haben sich schon bei meinem Vater die Haare schneiden lassen«. Auch junge Leute, die längst aus Bielefeld fortgezogen sind, nutzen einen Aufenthalt in ihrer Heimatstadt zum Friseurbesuch bei Angelika Sandow. »Meine Jungs«, nennt die Friseurmeisterin liebevoll ihre treue Kundschaft.
Auch die »Nachrichtenbörse« ist geblieben. »Viele kommen zum Klönen hierher, wollen Neues erfahren«. Und damit sich alle wohl fühlen, serviert die Chefin Kaffee, zu Weihnachten auch mal Bier oder ein Schnäppschen. Die Familientradition allerdings geht zu Ende: Tochter Vivian (26) ist Kauffrau. Ulrich Hohenhoff

Artikel vom 23.07.2005