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Gelöbnis an einem symbolischen Ort

Vor 61 Jahren wurden Widerstandskämpfer im Bendler-Block erschossen

Von Nicola Korte
Berlin (dpa). Das Datum ist Symbol. Der Ort ist es auch. Wo vor 61 Jahren Widerstandskämpfer nach ihrem missglückten Attentat auf Adolf Hitler erschossen wurden, werden heute Abend wieder Bundeswehrrekruten geloben, »der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen«.
Seit 1999 legen junge Männer am 20. Juli nahe des Bendlerblocks, dem Berliner Amtssitz des Verteidigungsministeriums, feierlich ihr Gelöbnis ab.

Seit 1999 legen junge Männer am 20. Juli nahe des Bendlerblocks, dem Berliner Amtssitz des Verteidigungsministeriums, feierlich ihr Gelöbnis ab.
Am 20. Juli 1944 versuchte der 36 Jahre alte Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg Hitler mit einem Bombenanschlag zu töten, um mit den Westalliierten über Frieden zu verhandeln. Bei der Explosion im Führerhauptquartier »Wolfsschanze« in Ostpreußen wurde Hitler aber nur leicht verletzt. Noch in der Nacht wurden von Stauffenberg, sein Förderer General Friedrich Olbricht und andere Mitverschwörer im Innenhof des Bendlerblocks hingerichtet.
Der frühere Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) wollte mit diesem historischen Datum bewusst eine Brücke zur heutigen Bundeswehr schlagen. Die Männer des 20. Juli seien im Kampf um Frieden und Menschenrechte ihrem Gewissen und nicht den Befehlen gefolgt. »Auch Sie müssen im äußersten Fall bereit sein, Ihr Leben für diese Werte einzusetzen«, mahnte Scharping bei dem Gelöbnis 2000. Scharping begründete auch die Tradition, zum Gelöbnis in Berlin ausländische Staatsgäste sprechen zu lassen, um die internationale Verankerung und Anerkennung der Bundeswehr zu demonstrieren.
Öffentliche Gelöbnisse von Re-kruten führten lange zu massiven Protesten. Insbesondere Wehrdienstgegner machten immer wieder gegen diese Form des Treuebekenntnisses mobil, weil das Gelöbnis den Wert des Militärischen zu stark in der Öffentlichkeit herausstelle.
Beim ersten Gelöbnis am Bendlerblock vor sechs Jahren waren noch Demonstranten mit falschen Einlasskarten durch die Kontrollen gelangt und rannten mit Trillerpfeifen ausgerüstet und nackt über den Paradeplatz.
Inzwischen verlaufen diese militärischen Feierstunden weitgehend ohne große Störungen. Zum einen, weil vor allem die Friedenseinsätze der Bundeswehr im Ausland anerkannt werden. Zum anderen, weil die Paradeplätze meistens weiträumig abgeriegelt werden. Der Bendlerblock wird so gesichert, dass nicht geladene Gäste kaum in seine Nähe kommen können.

Artikel vom 20.07.2005