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Nur noch schwarze Wüste

Zeugen bezeichnen Waldbrände in Spanien als »Hölle«

Guadalajara (dpa). Der Anblick ist trostlos: Tausende verkohlter Baumstümpfe und verrußter Boden, so weit das Auge reicht. Die Feuerwalze nahe Guadalajara in Mittelspanien hat vielerorts eine schwarze Wüste hinterlassen.

»Ich habe schon viele Waldbrände gesehen, aber das hier war die Hölle«, berichtet Jesús López, der 75-jährige Bürgermeister von Ciruelos del Pinar. Der Name seines Dorfes zeugt wie die Namen vieler Nachbarorte von der einstigen Naturschönheit der Gegend: »Pinar« bedeutet Kiefernwald, doch davon ist nichts übrig geblieben. Nun erinnert das Panorama eher an eine Mondlandschaft.13000 Hektar Kiefern- und Zedernwald wurden hier vernichtet.
Wenige Kilometer weiter, in Riba de Saelices, hatte alles angefangen. Am Samstag hatte eine Gruppe Ausflügler aus Madrid dort die Casares-Höhlen besichtigt. Anschließend versammelten sie sich auf einem nahe gelegenen Grillplatz zum Mittagessen. »Das Grillen dort war zwar nicht ausdrücklich verboten«, erzählt Höhlenführer Emilio Moreno. »Ich habe ihnen aber gesagt, dass es angesichts des starken Windes und der Trockenheit tollkühn sei, ein Feuer zu machen.« Die Gruppe schlug die Warnungen in den Wind.
Nach den Ermittlungen der Polizei hat dieses Feuer durch Funkenschlag das Flammeninferno ausgelöst. »Die Leute aus der Stadt halten uns für Dorftrottel«, beklagt der 51-jährige Moreno. »Und weil sie unsere Ratschläge nicht befolgen, passiert so etwas.« Ganz in der Nähe stehen noch die ausgebrannten Wracks mehrerer Geländewagen: Sie gehörten den elf Forstarbeitern, die im Kampf gegen die Flammen ums Leben kamen.
Der Ausflügler, der die Katastrophe beim Grillen verursacht haben soll, wurde vorübergehend festgenommen. Er muss mit einer Anklage wegen fahrlässiger Brandstiftung rechnen. 250 Feuerwehrleute und Helfer kämpften pausenlos gegen die Flammen. Unterstützt wurden sie von 20 Löschflugzeugen In der Nacht hatte sich das Feuer in der dürregeplagten Region noch ausgebreitet, ein weiteres Dorf mit 150 Einwohnern musste evakuiert werden.
Mittlerweile ist das Feuer teilweise unter Kontrolle gebracht worden. Die Löschmannschaften legten eine acht Kilometer lange und bis zu 80 Meter breite Brandschneise an, um zu verhindern, dass die Feuerwalze weiter in den Naturschutzpark Alto Tajo eindringt.
In Castellnou de Bages nordwestlich von Barcelona vernichtete indessen ein weiterer Brand 1000 Hektar Pinienwald. 200 Einwohner sowie 200 Kinder eines Ferienlagers mussten in Sicherheit gebracht werden.

Artikel vom 20.07.2005