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»Abstieg? Die Experten-Tipps
sind wieder eine Motivation«

Arminia-Trainer Thomas von Heesen zieht seine Vorbereitungsbilanz

Walchsee (WB). Drei Wochen vor dem Anpfiff der 43. Bundesligasaison kehrt Arminia an diesem Samstag aus dem Trainingslager im österreichischen Walchsee nach Bielefeld zurück. Trainer Thomas von Heesen sprach vor der Abreise mit Sportredakteur Werner Jöstingmeyer über seine Eindrücke und zieht im folgenden Interview eine erste Bilanz.

Herr von Heesen, wie zufrieden sind Sie mit den elf Trainingstagen in Tirol?Thomas von Heesen: Die Rahmenbedingungen haben gestimmt. Trotz der vielen Regenfälle hat auch das Wetter gepasst. Der schwere Boden auf dem Trainingsplatz war mir lieber, als wenn wir bei 35 Grad hätten schwitzen müssen. Der tiefe Untergrund gibt schließlich zusätzliche Kraft. Wir haben gut und hart gearbeitet und die richtige Mischung zwischen Be- und Entlastung gefunden.

Die Mannschaft ist also fit für die Saison?Von Heesen: Es wurden die wichtigsten Grundlagen gelegt. Noch haben wir drei Wochen Zeit. Den letzten Feinschliff holen wir uns vielleicht in zwei Wochen in einem weiteren Kurz-Trainingslager.

Ihr Eindruck von den sieben neuen Spielern?Von Heesen: Schon bei der Verpflichtung hatte ich keine Bedenken, dass sie nicht zu uns passen würden. Dieser Eindruck ist hier in den Tagen in auch Tirol bestätigt worden. Die neuen Spieler sind auch sofort von der Mannschaft akzeptiert worden. Im taktischen Bereich habe ich ihnen zunächst an der Tafel gezeigt, was ich von ihnen erwarte. Im Training haben sie es dann anschließend schon sehr gut umgesetzt. Jetzt müssen wir die Automatisierung der Abläufe in nächster Zeit noch vervollständigen.

Ihr Vorgänger Uwe Rapolder ist auch nach Köln gegangen, weil er bei Arminia die Kraft für einen Neuanfang nicht aufbringen konnte.Von Heesen: Ich muss dazu sagen: Wir alle sind hier hoch motiviert. Da denke ich über solche Dinge gar nicht nach. Es macht einfach Spaß, mit dieser tollen Truppe zu arbeiten.

Konnten die Lücken geschlossen werden, die die Abgänge hinterließen?Von Heesen: Vielleicht bis auf die von Delron Buckley. Es wäre ein Traum, Delron links und Zuma rechts zu haben. Besser ginge es kaum. Aber auch David Kobylik ist jetzt schon ziemlich weit. An ihm werden wir in der kommenden Saison viel Freude haben. Seine Waffe ist der starke rechte Fuß. In der Defensive hat Heiko Westermann eine Riesenzukunft. Er ist zwar noch nicht komplett, hat aber deutliche Ziele vor Augen. Dabei werden wir ihm helfen.

Und der ehemalige Hannoveraner Krupnikovic?Von Heesen: Er arbeitet noch an der Fitness, um sich die Basis für die Saison zu holen. Aber Krupi ist willig und beißt sich durch. In Hannover wäre er vor ein paar Wochen noch ein paar Runden früher ausgestiegen. Die Frische fehlt auch noch bei Zuma. Weil er sehr spät zu uns kam, konnten wir keinen Laktattest durchführen. Deshalb müssen wir momentan die Belastung genau dosieren. Aber seine Fitness kommt noch.

Gibt es einen Sieger aus den Tagen am Walchsee?Von Heesen: Der Sieger ist die Mannschaft. Es tut mir nur leid um Rüdiger Kauf, dass er aufgrund seines Kreuzbandrisses nicht mitfahren konnte, und um Petr Gabriel, der durch erneute Knieprobleme zurück geworfen wurde. Aber er hat noch drei Wochen Zeit. Wichtig ist, dass er die Geschichte auskuriert. Petr ist eine feste Größe und läuft nicht Gefahr, seinen Platz in der Mannschaft zu verlieren.

In welchem Punkt wurde das Team deutlich verstärkt?Von Heesen: Wir sind bei den Standards weitergekommen. Die Eckstöße sind gefährlicher und bei Freistößen ist das Team nicht so leicht auszurechnen. Hier haben wir uns deutlich verbessert.

Arminia wird dennoch wieder als Abstiegskandidat gehandelt. Stört Sie das?Von Heesen: Im Gegenteil. Die so genannten Experten-Tipps sind für uns genau wie im Vorjahr eine weitere Motivation. Darüber denke ich überhaupt nicht nach. Wir sind alle heiß auf die neue Saison.

Wenn jetzt schon Anpfiff wäre, wie sähe die Mannschaft aus?Von Heesen: Meiner gewissen Grundvorstellung bin ich näher gekommen. Unter Berücksichtigung der momentan verletzten Spieler würde ich das Team heute so aufstellen: Hain - Korzynietz, Westermann, Borges, Schuler - Fink, Dammeier - Zuma, Krupnikovic, Kobylik - Vata. Andere wie Porcello sind aber ganz dicht dran.

Rau und Dardai sind zwei Kandidaten für Ihre Auswahl.Von Heesen: Momentan kann ich nicht mit Spielern planen, die wir noch nicht haben. Fakt ist, dass wir noch zwei oder drei Leute brauchen. Auch quantitativ ist unser Kader etwas zu klein.

Ihre Erkenntnis aus dem Trainingslager?Von Heesen: Wir sind auf einem guten Weg. In den Freundschaftsspielen haben alle gezeigt, dass sie trotz der Trainingsstrapazen richtig beißen können. Das macht Mut.

Artikel vom 16.07.2005