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Srebrenica klagt an

Der Schmerz dauert fort


Das Massaker von Srebrenica ist auch am zehnten Jahrestag noch nicht Geschichte. Die schmerzerfüllte Trauerfeier der Bosnier gestern war eine einzige Anklage an die Tagespolitik. Viele Serben leugnen das Verbrechen bis heute. Noch sind die beiden Hauptschuldigen auf freiem Fuß, noch hat der Internationale Strafgerichtshof im Haag kein abschließendes Urteil sprechen können und auch die Beteiligten am Dayton-Abkommen von 1995, das einen brüchigen Frieden gebracht hat, sind noch in der Bringschuld. Der Druck auf Belgrad, sich seiner Verantwortung zu stellen, schwindet.
Als jetzt 500 Überlebende der Gräueltat zu einem Gedenkmarsch durch die bosnischen Wälder aufbrachen, ging das nicht ohne Polizeischutz. Der Marsch konnte nicht einmal der Originalroute der Opfer von 1995 folgen, da diese noch immer stark vermint ist.
Die Serben sind am Zuge. Niemand darf ihnen gestatten, die Trauerfeiern der Opfer als »Provokation« oder »Lüge« zu verunglimpfen. Vor allem aber dürfen sie die zwei Hauptverantwortlichen, Ratko Mladic und Radovan Karadzic, nicht länger direkt oder indirekt schützen. Die Täter ungestraft zu lassen, verhöhnt 8000 Opfer noch zehn Jahre danach. Reinhard Brockmann

Artikel vom 12.07.2005