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Leitartikel
Holding des Terrors

Debatte über
Islam
notwendig


Von Jürgen Liminski
In Berlin oder in Paris ist ein Terrorangriff vom Stil London oder Madrid nur eine Frage der Zeit. Die Sicherheitsbehörden wissen das. 300 militante Islamisten werden in Deutschland beschattet, andere arbeiten unbemerkt, das Potential wird auf mehrere tausend geschätzt. Im Vergleich zu Frankreich oder Großbritannien, wo das Potential gewaltbereiter Islamisten in die zehntausende geht, steht Deutschland noch einigermaßen gut da.
Aber was heißt das? Es genügen ein Dutzend für Anschläge wie jetzt in London. Die Politiker könnten durchaus die globale Gefahr skizzieren, damit auch die friedfertigen Deutschen ihre Idealbilder von den muslimischen Mitbürgern korrigieren. Es gibt sie, die Terroristen in Deutschland.
Das Netzwerk Al Kaida funktioniert wie eine weltweit tätige Holding, niemand weiß genau, was die einzelnen Untergruppierungen planen. Möglicherweise war selbst Osama bin Laden davon überrascht, dass seine Anhänger jetzt in London zugeschlagen haben. Zwischen 25 000 und 30 000 fanatisch ergebene Islamisten wurden in den Jahren der Taliban-Diktatur in den Lagern der Al Kaida am Hindukusch auf ihren finalen Auftritt im Terrorkrieg vorbereitet. Tausende von ihnen warten rund um den Globus verteilt auf ihre Stunde, aber der Einsatzbefehl kommt von lokalen Führern. Die Einzelunternehmen haben nur das Know how von der Holding. In Istanbul schlugen Türken zu, in Riad waren es Saudis, in Casablanca Marokkaner, in Indonesien waren es auch Einheimische und in London vielleicht pakistanische Briten.
Diese Franchise-Unternehmen des Terrors haben eine gemeinsame Grundlage, sozusagen ihre corporate identity: Die Selbstmordattentäter sind Todgeweihte Allahs. Es ist die geistige Grundlage, die die Corporate identity des internationalen Terrors ausmacht.
Natürlich kann man diese Islamisten nicht eins zu eins mit dem Islam gleichsetzen. Es mag politisch unkorrekt sein, darauf hinzuweisen, aber der selbstmörderische Fanatismus ist einer der wesentlichen Unterschiede zu den anderen großen Religionen. Dem Islam fehlt eben noch die Aufklärung mit dem Primat der Menschenrechte (auch für Frauen und Kinder) und des Rechts überhaupt, von Einzelfällen und regionalen Nuancen einmal abgesehen. Man wird nicht umhin kommen, auch in Deutschland diese geistigen Hintergründe zu diskutieren. Es wäre fatal, wenn man in Alt-68-Manier und in einer Gutmenschen-Attitüde solche Diskussionen als fremdenfeindlich abqualifizierte.
Sie sind notwendig. Schon um Parallelgesellschaften mit ihren rechtsfreien Räumen aufzubrechen, um in diesem Land Menschenrechte auch für Frauen und Kinder einzufordern und zu verhindern, dass noch weitere junge Menschen zu Terroristen werden. Das ist eine Pflicht. Sie gehört zu unserem Selbstverständnis.
Es geht nicht darum, unschuldige Muslime oder naive Multikulti-Anhänger in Politik und Gesellschaft anzuklagen, sondern zu begreifen, was die Holding des islamischen Terrors wirklich anstrebt: Die Weltherrschaft. Und zwar mit aller Gewalt.

Artikel vom 12.07.2005