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Granitsteine
müssen erst
Patina ansetzen

Hässliche Flecken auf Altstadt-Pflaster

Von Burgit Hörttrich
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Kaum sind die ersten Quadratmeter des neuen Altstadt-Pflasters verlegt, schon bilden sich hässliche Flecken: Motoröl, das Lieferfahrzeuge verloren haben, Obstspritzer, Undefinierbares. »Unvermeidbar«, sagt Hans Martin, stellvertretender Chef des Amtes für Verkehr. Jetzt sei Geduld erforderlich.

Erst wenn sich Patina gebildet und der Stein sich »gesetzt« habe, könnten Flüssigkeiten nicht mehr in die Poren des chinesischen Granits eindringen, reagiert Martin auf Kritik aus der Bevölkerung. Wäre versiegeltes Material verlegt worden, sähe es allerdings anders aus: Flecken würden sozusagen abperlen. Ein solch seidenglänzender Stein ist bei der Pflasterauswahl der Lenkungsgruppe Altstadt auch vorgestellt worden, stieß damals aber auf einhellige Ablehnung. Dann würde die Fußgängerzone aussehen »wie ein Badezimmer«, argumentierte man.
Die Stadt Lüdenscheid, in deren Fußgängerzone ein ähnliches Natursteinpflaster wie in Bielefeld verlegt worden ist und wo es auch Fleckenprobleme gibt, hat inzwischen von einem Geologen ein Gutachten anfertigen lassen. Darin heißt es, dass das Pflaster erst in etwa drei Jahren seinen »Endzustand« erreiche, weil die Poren dann unter anderem durch Straßenstaub so verstopft seien, dass Flüssigkeiten kaum noch eindringen könnten. Zudem sorge die Patina dafür, dass Flecken kaum noch auffielen.
Ein weiteres Problem stellen die Steinfugen dar. Die Bielefelder Fußgängerzone, so Herbert Grünkemeier, einer der Pflaster-Experten der Stadt, werde noch etliche Male geschlämmt, um die Fugen zu verdichten und letztlich zu schließen. Mit den drei beteiligten Bauunternehmen, die die Pflasterung erledigen, sei vertraglich eine zweijährige Fugenpflege vereinbart worden: »Wenn nötig, wird nachgeschlämmt.« Die Straßenfeger ziehen noch nicht durch die Fußgängerzone, um kein Material aus den Fugen herauszulösen.
Weil neben Motoröl auch Obstsäfte auf dem frischen Pflaster hässliche Flecken hinterlassen, gibt es bei der Stadt schon Überlegungen, die Markthändler zu bitten, in der ersten Zeit eine Bodenabdeckung unter ihre Stände zu legen, nachdem sie auf den Alten Markt zurückgezogen sind. Grünkemeier: »Gegen eine zertretene Erdbeere oder Kirsche kann man aber nichts machen.«
Zur Zeit werden die Randbereiche des Alten Marktes, der Bereich hinter dem Theater (TAM) und der Postgang gepflastert. In der Niedernstraße am Jahnplatz laufen die vorbereitenden Arbeiten, um die Steine zu verlegen.

Artikel vom 07.07.2005