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Fünf Monate alte Laina ein Baby aus dem Eis

Tiefgefrorene Embryonen waren seit 1991 eingelagert

Santa Rosa (dpa). 13 Jahre nach der Geburt ihrer Zwillinge Jeffrey und Carleigh hat eine 45-jährige Kalifornierin ein Drillingstöchterchen zur Welt gebracht. Alle drei Kinder stammen von demselben künstlichen Befruchtungsvorgang ab.

1991 wurden mehrere Eizellen von Debbie Beasley mit dem Samen ihres Ehemanns Kent befruchtet und einige der entstandenen Embryonen tiefgefroren.
Seines Wissens sei dies die bisher längste Lagerung, nach der sich ein tiefgefrorener Embryo zu einem gesunden Baby entwickelt habe, sagte der Fruchtbarkeitsexperte Steven Katz in San Francisco. Er stellte in Aussicht, dass tiefgefrorene Embryonen in Zukunft auch nach 50 bis 100 Jahren noch aufgetaut und einer Frau eingepflanzt werden könnten.
Die Geburt der inzwischen fünf Monate alten Laina am 4. Februar nannte Katz einen »überwältigenden Erfolg«. Mutter Debbie hatte ihre Geschichte erst jetzt dem »San Francisco Chronicle« erzählt. Katz darf der Zeitung zufolge nach einem Skandal um verwechselte Embryonen seit einigen Monaten nicht mehr praktizieren. Seine Klinik hatte einer werdenden Mutter den Embryo einer anderen Frau eingepflanzt. Katz wurde vor allem vorgeworfen, den Fehler erst nach einem Jahr zugegeben zu haben.
Derweil genießt Beasley ihre kleine Laina. »Ich rieche an ihr und küsse sie und kann dennoch nicht glauben, dass sie wirklich geboren wurde«, sagte die Krankenschwester über ihren jüngsten Nachwuchs.
Von ihrer Fruchtbarkeitsbehandlung vor 13 Jahren waren zwölf Embryonen übrig geblieben. Zwei dieser zwölf Embryos ließ sich Beasley in der Hoffnung auf weiteren Familienzuwachs Ende der 90er Jahre einpflanzen.
Doch eine Injektion im Rahmen der Prozedur versetzte sie in einen Schockzustand mit unregelmäßigem Herzschlag und Atemnot sowie Lichtempfindlichkeit. Sie verlor die Embryonen, blieb ein Jahr ans Bett gefesselt und erholte sich erst nach sieben Jahren langsam wieder.
Gegen den Willen ihres Mannes und ihrer älteren Tochter, die um die Gesundheit der Mutter fürchtete, ließ sich die tief religiöse Kalifornierin vergangenen Sommer die letzten vier noch verwendbaren Embryos einsetzen und brachte im Februar - fünf Wochen zu früh - die gesunde Laina zur Welt. »Für mich gab es nie einen Zweifel, dass die Embryonen noch Leben bedeuten«, sagte Beasley. Sie an ein kinderloses Paar zu geben oder zur Forschung freizugeben, sei für sie nicht in Frage gekommen.
Derzeit sollen in den USA in unterschiedlichen Instituten und Laboratorien etwa eine halbe Million Embryonen auf Eis gekühlt lagern. Einer Umfrage von 2003 zufolge werden 88 Prozent dieser Embryos für die »spätere Familienplanung« aufbewahrt.

Artikel vom 07.07.2005