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Unbezahltes, unbezahlbares »Mehr«

Wolfgang Baum erhält für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz


Bielefeld (sas). »Alles Große in unserer Welt geschieht nur, weil jemand mehr tut, als er muss«, zitierte Oberbürgermeister Eberhard David den Gründer der SOS-Kinderdörfer, Hermann Gmeiner. Einer von denen, die mehr tun, als sie müssen, ist Wolfgang Baum, seit 1999 1. Vorsitzender des Aktionskreises behinderter Menschen. Für sein Engagement wurde Baum gestern im Alten Rathaus vor vielen Gästen mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik ausgezeichnet.
Unsere Gesellschaft sei angewiesen auf das »Mehr tun«, würdigte David. »Dabei geht es vor allem um langfristiges, oft organisiertes, immer aber unbezahltes Engagement. Unbezahlt, aber gleichzeitig auch unbezahlbar.« Er sei sich sicher, fügte das Stadtoberhaupt hinzu, dass Wolfgang Baum aus seinem Engagement die Kraft zu seiner langjährigen Arbeit gefunden habe.
Wolfgang Baum, selbst wegen einer Nervenlähmung, die vor 28 Jahren diagnostiziert wurde, auf den Rollstuhl angewiesen, setzt sich vor allem für Behinderte ein. Er gehörte 1991 zu den zehn Gründungsmitgliedern des Arbeitskreises, dem er heute vorsteht. Er koordiniert und organisiert örtliche und bundesweite Aktionen, stößt den Austausch von und mit Menschen mit Behinderung an. Zudem ist er seit 1995 auch Vorsitzender des städtischen Beirates für Behindertenfragen, ein Gremium, das er auch als sachkundiger Einwohner im Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss vertritt.
Viele wichtige Projekte, so David, habe Baum mit kritisch-konstruktiven Beiträgen begleitet, »bei Fragen des Ausbaus der öffentlichen Infrastruktur sind Sie ein engagierter Vertreter der Interessen von Behinderten.« Wolfgang Baum sei es gelungen, den barrierefreien Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln und taktile Hilfen für Sehbehinderte voranzubringen. Maßgeblich beteiligt war er zudem am »Stadtführer für Behinderte«; und auch die Gründung des »Café 3 b« an der Detmolder Straße - Begegnungs- und Beratungsstätte - ging auf seine Initiative zurück. Nicht zuletzt gab Baum den Anstoß für den »DSC Arminia Rollifahrer Fanclub«.
Der Geehrte war von 1973 bis 1976 Hauptschöffe am Amtsgericht Bielefeld, ein Amt, das er seit 2001 erneut ausübt, nachdem er von 1997 bis 2000 Hilfsschöffe am Landgericht gewesen ist. Dieses vielfältige ehrenamtliche Wirken, die Bereitschaft, sich der Verantwortung zu stellen, solle mit dem Verdienstkreuz gewürdigt werden, betonte David.

Artikel vom 07.07.2005