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Menschen in
unserer Stadt
Elisabeth Derksen
»Tageshaus«-Besucherin

Wenn Elisabeth Derksen zurückschauen würde, stiege das für sie so schwere Jahr 1990 vor ihrem inneren Auge auf, als sie, nunmehr ganz allein, schwer erkrankte und nicht sicher war, ob sie ihre schmucke Wohnung würde halten können. Aber die 85-Jährige freut sich lieber auf Zukünftiges: »Ich lebe nicht in der Vergangenheit, sondern genieße lieber das Hier und Jetzt.«
Dafür hat die Seniorin mit dem strahlenden Lächeln nette Helfer gewonnen. Ihr Nachbar Günter Stumme, selbst Pensionär, betreut Elisabeth Derksen an vier Tagen in der Woche, und montags, mittwochs und freitags kümmern sich die Pflegefachkräfte und Pädagoginnen vom »Tageshaus« an der Wilbrandtstraße um sie. »Keiner der Besucher ist länger hier als ich«, erklärt Elisabeth Derksen.
Im »Tageshaus« für freie Altenarbeit erhält der Alltag der Besucher eine feste Struktur. »Wir singen und kochen und betreiben Gymnastik, und bei schönem Wetter klönen wir in der Gartenidylle hinterm Haus.«
Ganz besonders aber liebt Elisabeth Derksen die Tagesausflüge, sei es zur Weser, sei es in die Museen der Umgebung. »Geh aus, mein Herz, und suche Freud«, hat die Musikliebhaberin, die früher gut Klavier spielte, gerade im Kreise der »Tageshaus«-Besucher gesungen, und diese bekannte Liedzeile könnte auch als Motto über ihrem Leben stehen: »Früher bin ich weit gereist, habe mir die ägyptischen Pyramiden angesehen, habe Paris unsicher gemacht und bin durch London flaniert.«
Wo war's am schönsten? »Überall dort, wo die Sonne scheint.« So gesehen, könnte die ehemalige Büroangestellte derzeit ja in Balkonien bleiben, aber es zieht sie doch immer wieder hinaus in die Gesellschaft anderer Menschen. Tagespflege erfülle hier voll ihre Funktion, sagt ihre Betreuerin Heike Fritzsch.
Schon jetzt schwärmt Elisabeth Derksen von flotter Musik, süßem Kuchen und Deftigem vom Grill, denn am Freitag feiert das »Tageshaus« mit einem bunten Sommerfest 15-jähriges Bestehen. Und da ist die lebensfrohe Seniorin mittenmang dabei. »Eine Woche ohne mich können sich die Mitarbeiter hier doch gar nicht vorstellen«, versichert Elisabeth Derksen und lächelt ihr gewinnendes Lächeln. Matthias Meyer zur Heyde

Artikel vom 30.06.2005