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Der Süden ächzt unter
Gluthitze und Dürre

Tourismus in Norddeutschland hofft auf mehr Gäste

Paris/Rom/Hamburg (WB/dpa). Trockenheit und Hitze ohne Ende? Was die Menschen in Portugal und Spanien seit Wochen belastet, wird zunehmend auch zum Thema in den liebsten Ferienländern der Deutschen. In Frankreich und Italien wird das Wasser knapp.

Der Sommer hat zwar gerade erst begonnen, doch in Frankreich geht bereits die Furcht vor einer Katastrophe wie vor zwei Jahren um. Die Pariser Regierung aktiviert bereits Notfallpläne, damit nicht wie damals Tausende vor allem älterer Menschen einer schier unendlichen Periode von Hundstagen zum Opfer fallen. In 28 Departements, vor allem im Westen, gelten auch schon strikte Vorschriften, Wasser zu sparen.
Dramatisch wenig Niederschlag im Winter und Frühjahr, dazu Temperaturen wie sonst nur im August, lassen Alarmglocken läuten. Die beliebte Urlauberinsel Belle-Ile vor der bretonischen Atlantikküste droht schon bald, was Trinkwasser angeht, auf dem Trockenen zu liegen. »An Wasser haben wir hier nur, was vom Himmel kommt«, erläutert die für die Versorgung zuständige Christine Illiaquer. Vom August an soll Belle-Ile von einem Tankschiff versorgt werden, »sonst haben wir hier nach der Ferienzeit keinen Tropfen mehr.«
Nicht anders in Italien: Seit Monaten fällt in vielen Regionen des Landes kaum ein Regentropfen vom Himmel. »Wenn es nicht bald regnet, wird die Situation im Norden Italiens dramatisch«, schlägt Zivilschutz-Chef Guido Bertolaso Alarm. Die Bullenhitze, die von Nordafrika nach Italien gekommen ist, hat die Apennin-Halbinsel fest im Griff - und will nicht locker lassen: »Das Schlimmste kommt erst noch«, macht der Wetterdienst Centro Epson Meteo den stöhnenden Italienern keine Hoffnung auf Abkühlung. Fast überall liegen die Temperaturen derzeit weit höher als 30 Grad, in einigen Städten des Nordens klettern die Werte bereits auf mehr als 40. Besonders ältere Menschen leiden unter der Glutsonne - sechs Italiener im Pensionsalter und ein 60-jähriger österreichischer Tourist sind bereits ums Leben gekommen. Vermutlich waren Hitzschläge und Kollapse die Ursache.
Die Hitze im Süden als Chance für den Norden? Kurdirektor Christian Lackner von Deutschlands einziger Hochseeinsel Helgoland gibt gern zu, dass er auf einen Hitzesommer hofft: »Dann kommen die Gäste vom Festland«, sagte er. Prognosen für den ganzen Sommer gibt zwar kein seriöser Meteorologe, doch der gestrige Siebenschläfertag, nach alter Bauernregel entscheidend für den Verlauf des Sommers, lässt hoffen. Zwar bedeutet Sonne an Siebenschläfer nicht sieben Wochen Sonne. Aber, so weiß der Meteorologe Martin Puchegger von Meteomedia: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Wetter der zwei Wochen um den 27. Juni herum über den ganzen Sommer hinweg fortsetzt, liegt bei 60 Prozent.

Artikel vom 28.06.2005