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Auf die innere
Stimme hören

Von Laura-Lena Förster
Sie haben den akademischen Grad im Blick, aber im Grunde ihres Herzens sind Studenten auch nur Jäger und Sammler. Fächerübergreifend hetzen sie Punkten, Positionen (wenn es nur die erste Hörsaal-Reihe ist) und Praktika hinterher. Gerade letzteres, der Blick in und für die Praxis wird immer schärfer. Was man dabei beachten sollte, wissen die Mitarbeiter des Arbeitsbereichs Berufsorientierung & Schlüsselkompetenzen.

Für jeden, der freiwillig ein Praktikum in der vorlesungsfreien Zeit absolvieren möchte, ist es erst einmal wichtig, herauszufinden, wo die Interessen liegen. Das ist leichter gesagt als getan. Nicht, weil die meisten sich über ihre Neigungen und Fähigkeiten noch gar nicht im Klaren sind, sondern weil sie einfach zu viele haben. Beraterin Christine Doppler und ihre Kolleginnen klappern die Biographie nach Schwerpunkten ab und versuchen, Fäden zu knüpfen: Welche Seminararbeiten wurden geschrieben? Wie sieht die Fächerkombination aus? Und ganz wichtig: Welche so genannten »Knetenjobs« hat er oder sie schon gemacht?
Etliche Studenten, so die Erfahrung von Christine Doppler, verdienen sich ihr Geld dazu, ohne nachzufragen, was sie dort alles gelernt haben. Gleiches gilt für ehrenamtliche und Freizeit-Aktivitäten. Schon die Funktion des Kassenwarts oder Pressesprechers kann Aufschluss über spätere Berufsvorstellungen geben.
Und wenn nicht, ist das auch kein Drama. Wer sich orientierungslos fühlt, der sollte einfach testen. Komme ich mit der Arbeitsweise in diesem und jenem Unternehmen zurecht? Werde ich mit Aufgaben betreut, die mir Spaß machen und mich nicht überfordern? Kann ich mir vorstellen, dort länger beschäftigt zu sein?
Denn der einzige, um den es geht - und das flößt Christine Doppler ihren Schützlingen immer wieder ein - ist man selbst. Also die Frage: Was ist für mich das Beste? Nicht in zehn, nicht in 20 Jahren, sondern jetzt. Die Biographie bis ins Kleinste hinaus zu planen, macht wenig Sinn. Lieber im Hier und Heute genau recherchieren.
Das perfekte Praktikum gibt es nicht. Wohl aber eine nahezu perfekte Vorbereitung. Wer bei einem Unternehmen vorstellig wird, sollte seine Wahl begründen können. Und damit sind nicht Freund oder Freundin als Referenz gemeint. Denn letztlich - und damit rückt der Punkt Authentizität wieder ins Blickfeld - kommt es auf den eigenen Mut an, die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen.
Frei nach dem Motto: In einer derartig grausigen Situation, wie sie sich derzeit auf dem Arbeitsmarkt zeigt, kann man sich auch mal die Freiheit erlauben, eigene Wege zu gehen. Denn, darin ist sich Christine Doppler sicher, wer weltoffen und neugierig bleibt, der wird seine Profession finden. Vielleicht nicht sofort, aber später. Vielleicht nicht mit dem ersten Praktikum, aber bestimmt mit einem späteren. Oder, wie der Philosoph Blaise Pascal es sagen würde: »Das Wichtigste im Leben ist der Beruf. Der Zufall entscheidet darüber.«
www.uni-bielefeld.de/Universitaet/Studium/Schluesselkompetenzen/index.html

Artikel vom 24.12.2005