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Die Geschichte des Sarotti-Mohren

Buch erzählt das Schicksal einer Werbefigur


Berlin (WB/ef). Während der letzten Monate des Ersten Weltkrieges erblickte eine Figur das Licht der Welt, die bis heute zu den bekanntesten der deutschen Werbegeschichte gehört. 98 Prozent der Deutschen kennen den Sarotti-Mohren, den der Berliner Grafiker Julius Gipkens 1918 schuf, um die Schokoladenproduktion in den Nachkriegsjahren wieder anzukurbeln.
Das Publikum fasste schnell Zuneigung zu der farbenfrohen Figur. Während des Nationalsozialismus verschwand der Mohr. Er passte nicht zur herrschenden Doktrin. In der Zeit des Wirtschaftswunders feierte er ein glänzendes Comeback. Er prangte nicht nur auf Pralinenschachteln und Schokoladentafeln, sondern tänzelte auch schon bald durch die ersten Werbespots des deutschen Fernsehens. In den 60-er Jahren erkannten viele Kritiker in der Figur ein rassistisches Stereotyp. Ein versklavter Afrikaner, Inbegriff der deutschen Kolonialgeschichte, sollte nicht länger als Werbefigur herhalten dürfen. Die große Schar der Fans und Sammler war empört. 2004 trugen die Marketing-Experten der anhaltenden Kritik Rechnung. Sie schufen für den Sarotti-Mohren ein neues Image: aus dem Diener wurde ein Magier der Sinne. Nun gibt es ein Buch zum Thema. Die Autorin Rita Gudermann beschreibt auf 176 Seiten mit zahlreichen Abbildungen die Geschichte der Werbefigur: »Der Sarotti-Mohr«, Ch. Links Verlag, 29,90 Euro.

Artikel vom 27.06.2005