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Obduktion bestätigt
Selbstmord mit Pistole

Schüsse an Meinolfstraße stammen aus einer Waffe


Bielefeld (gge). Hans-Werner St., der sich am Montag über sieben Stunden lang in seiner Wohnung verschanzte, hat sich offenbar am Ende mit derselben Pistole selbst gerichtet, mit der er zuvor zwei Schüsse auf drei Polizisten im Nachbarschaftszentrum der »Freien Scholle« an der Meinolfstraße 6 durch die geschlossene Tür abgefeuert hatte. Das hat die Obduktion der Leiche gestern ergeben.
Wie Polizei und Staatsanwalt mitteilten, wurde in der Wohnung des Altenheimes eine Pistole sowie Munition der Marke Walther PPK, Kaliber 7,65 gefunden. Wie der 64-Jährige an die Waffe gekommen ist, steht noch nicht fest. Auch über sein Motiv lässt sich nur spekulieren. »Offenbar hatte er ein gestörtes Verhältnis zu Vollzugsbeamten«, so Polizeipressesprecher Friedhelm Burchard. Der als renitent bekannte verheiratete Vater einer Tochter, die nicht in Bielefeld lebt, hatte sich geweigert, entweder 3600 Euro Steuern nachzuzahlen oder ersatzweise 120 Tage in Haft zu gehen.
Aufgrund des Suizids wird es keine weitere Anklage etwa wegen des Versuchs der fahrlässigen Tötung geben. Die Polizei hatte bei der Stürmung der Wohnung durch ein Spezialeinsatzkommando (SEK) keinen Schuss abgegeben. Hans-Werner St. hatte sich eine Kugel in den Kopf geschossen. Wiederbelebungsversuche durch den Notarzt scheiterten.
Im Nachbarschaftszentrum hielt gestern der Alltag wieder Einzug. Auch das Siedlungsfest Auf dem Langen Kampe findet wie geplant Samstag, 18. Juni, statt. »Die Polizei sorgt für eine psychologische Betreuung unserer Bewohner«, erklärte Gerhard Borgmeier. Der Hausmeister räumte gestern mit der Kriminalpolizei und Vertretern des Bestattungsunternehmens den Tatort auf. Ein Maler übertünchte die Einschusslöcher im Flur mit weißer Farbe.

Artikel vom 08.06.2005