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Jesidenclan erneut verurteilt

18-Jähriger beim Drogenschmuggel aus Holland gefasst


Bielefeld (hz). Nach den spektakulären Mordprozessen in den Jahren 2003 und 2004 hatte sich gestern mit Chian M. (18) erstmals wieder ein Mitglied des gleichnamigen Jesidenclans vor der Justiz zu verantworten. Wegen Drogenschmuggels aus den Niederlanden und einer Autofahrt unter Rauschgifteinfluss bei Detmold-Pivitsheide wurde der 18-Jährige zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und drei Monaten verurteilt.
Außerdem muss der junge Mann - drei seiner Onkel sitzen wegen Mordes und Drogenhandels im Gefängnis (siehe unten stehenden Artikel) - 150 Arbeitsstunden ableisten. Auch seinen Führerschein sieht Chian M. vorerst nicht wieder. Für die am 20. März dieses Jahres wegen der Drogenfahrt bei Detmold entzogene Fahrerlaubnis verhängte das Jugendschöffengericht eine halbjährige Sperre.
Nur vier Monate, nachdem er im Besitz des Führerscheins war, war Chian M. am 14. Dezember 2004 von Zollfahndern bei Herzogenrath (Rheinland) mit zwei Kilo Marihuana im Auto geschnappt und für dreieinhalb Wochen in Untersuchungshaft gesteckt worden. Laut Geständnis vor Gericht will Chian M. die Drogen im Straßenverkaufswert von etwa 20 000 Euro zuvor in Kerkrade (Holland) übernommen haben. Zwei Araber hätten ihm 1000 Euro für die Schmuggelfahrt geboten.
Nach dem Urteil kam es gestern vor Gericht zum Eklat. Eine Sprecherin des Jesidenclans erklärte, Chian M. könne Arbeitsstunden außerhalb des Einflussbereiches der Familie nicht ableisten. Grund: Der 18-Jährige, der wegen einer Blutrachefehde mit verfeindeten Jesiden vor zwei Jahren die Schule abgebrochen habe, um kein öffentliches Ziel zu bieten, fürchte um sein Leben und müsse ständig eine schusssichere Weste tragen.
Vorsitzende Richterin Astrid Salewski blieb allerdings hart. Man könne den 18-Jährigen nicht sein ganzes Leben lang beschützen. Zudem erhielt Chian M. die richterliche Auflage, seinen Schulabschluss nachzuholen.

Artikel vom 02.06.2005