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Reiner »Kraft«-Spruch: »Ich bin angriffslustig«

Die künftige Oppositionschefin in Düsseldorf

Düsseldorf (dpa/lnw). »Offen und ehrlich, aber nicht immer einfach und bequem«, so lautet das Motto von Hannelore Kraft.Hannelore Kraft soll neue Energie in die geschlagene SPD-Landtagsfraktion bringen.Foto: dpa

Die 43- jährige Diplom-Ökonomin ist eine politische Entdeckung des ehemaligen nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Wolfgang Clement (SPD). Er rief die Mülheimerin im April 2001 als Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten in sein Kabinett. Clements Amtsnachfolger Peer Steinbrück (SPD) machte sie im November 2002 zur Ministerin für Forschung und Wissenschaft.
Mit ihrer Wahl an die Spitze der SPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag übernimmt Kraft eine heikle Mission: Nach 39 Jahren SPD-Regierung im größten Bundesland muss sie ihre Fraktion nun in die Oppositionsrolle einführen. Ihr Amtsvorgänger Edgar Moron konstatierte ihr: »Sie hat die intellektuellen, die Durchsetzungs- und die politischen Fertigkeiten, das schwere Amt des Oppositionsführers zu übernehmen.«
In der SPD hat die Mutter eines zwölfjährigen Sohnes eine Blitzkarriere absolviert. Ein Jahr nachdem sie der Partei im November 1994 beigetreten war, saß sie bereits im Mülheimer Unterbezirksvorstand. Bei der verlorenen Landtagswahl gelang es der politischen Senkrechtstarterin, ihr Mülheimer Direktmandat zu verteidigen. Kraft gehört dem Düsseldorfer Parlament seit Juni 2000 an.
Die tief im Ruhrgebiet verwurzelte Tochter einer Verkäuferin und eines Verkehrsmeisters gilt in ihrer Partei als bodenständige, »ehrliche Haut«. Freiwillig veröffentlichte sie auf ihrer Internet- Seite ihre Einkünfte aus dem Ministeramt sowie Mandaten im Landtag und im ZDF-Aufsichtsrat. Ihren Urlaub verbringt sie oft in der Familienfreizeit einer sauerländischen Sportschule. Als Hobbies gibt sie Spiel, Sport, Spaß mit der Familie sowie »Essen und Klönen mit Freunden« an.
Ihre Herkunft verbirgt die Mülheimerin auch sprachlich nicht. Mit unüberhörbarem »Revier-Dialekt« aber hart in der Sache setzte Kraft auch gegen Teile der Akademiker-Elite Reformen bei der Hochschulfinanzierung, Studienkonten und Fusionen durch.
Mülheim war auch vor der politischen Arbeit ihr beruflicher Ankerplatz: Von 1989 bis 2001 arbeitete Kraft dort als Unternehmensberaterin und Projektleiterin. Auf ihre neue Aufgabe freut sich die frisch gekürte Fraktionschefin mit einem ehrlichen und typischen »Kraft«-Spruch: »Das wird sicher munter zugehen im Landtag. Ich bin angriffslustig.«

Artikel vom 01.06.2005