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Ihre Arbeiten prägten Bielefeld: Helene Homilius. Foto: Büscher

Zentrale Figur der regionalen Kunstszene

Helene Homilius wird 95 Jahre alt

Bielefeld (WB/uj). Ihre Arbeiten haben den öffentlichen Raum in Bielefeld mitgeprägt wie auch ihre Künstlerpersönlichkeit die Kunstszene prägte. Erst in den vergangenen Jahren ist es still geworden um die Bildhauerin Helene Homilius, die am Mittwoch, 1. Juni, ihr 95. Lebensjahr vollendet. Homilius, die seit dem Jahr 2000 im Perthes-Haus, dem Alten- und Pflegeheim im Evangelischen Johanneswerk lebt, gehörte nach 1945 zur zentralen Gestalt der regionalen Kunstszene.

Ihr Brunnen mit einer Skulptur eines sitzenden Mädchens im Zentrum einer Grünanlage am Kesselbrink weckte nostalgische Erinnerungen an eine arkadische Landschaft und an die alten Heilwasserquellen, die vor Jahrhunderten in Bielefeld sprudelten. Zahlreiche Reliefs hinterließ die Künstlerin an öffentlichen Bauten, und ihre Weihnachtskrippe, die die Ehemaligen des Bavink-Gymnasiums, dem heutigen Gymnasium am Waldhof, ihrer Schule stifteten, ist in der Weihnachtszeit den Schülern und Schülerinnen noch heute ein Anziehungspunkt. Die Kunsthalle besitzt ebenfalls ein Werk von Helene Homilius, die nach Information des Frauenkunstforums OWL zugleich die einzige Künstlerin der Region ist, der die Ehre eines Ankaufs zuteil wurde. Dr. Heinrich Becker war es, der das 1949 entstandene Tonrelief »Musizierender Kinder« für die Kunsthalle erwarb.
Geboren wurde die Künstlerin auf einem Bauernhof als Anna Helene Jürgensmann in Hörste/Halle in Westfalen. Dass sie eine künstlerische Laufbahn einschlagen würde, war alles andere als selbstverständlich, obwohl sie von Kind an zeichnete und Figuren formte. Vorgezeichnet schien der Lebensweg einer Landfrau, doch sie arbeitete in jeder freien Minute künstlerisch und bildete sich durch Kurse an der Volkshochschule weiter.
Nach ihrer Heirat mit dem Worpsweder Grafiker und Maler Werner Homilius gelang ihr Anfang der 40er Jahre die Aufnahme in die Meisterschule des deutschen Handwerks, wo sie die Meisterklasse von Arnold Rickert besuchte. In den Jahren danach entwickelte sich Helene Homilius zu einer der profiliertesten Künstlerinnen der Region. Sie gehörte zu den ersten Mitgliedern im neu gegründeten Wirtschaftsverband Bildender Künstler, dem heutigen Berufsverband Bildender Künstler (BBK).
1957 musste sie aus finanziellen Gründen ihr Atelier für größere plastische Arbeiten aufgeben. Damit begann ein neuer, bisher wenig bekannter Abschnitt in ihrem Schaffen: Ihre Wohnung wurde zu einer in ständiger Veränderung begriffenen Gesamtinstallation. Parallel dazu arbeitete sie an konzeptuellen Schriftbildern und Papierobjekten, die sie bis in die 90er Jahre bei den Jahresausstellungen des BBK in der Bielefelder Kunsthalle präsentierte.
Eine Arbeitsgruppe des Frauenkunstforums OWL hat sich nun zur Aufgabe gemacht, die weitgehend in Vergessenheit geratene Künstlerin wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Ziel der Ausstellung »Lokal 3: Helene Homilius Hommage« ist es, die Leistung der Künstlerin an Hand charakteristischer Arbeiten aus den unterschiedlichen Schaffensphasen vorzustellen und für eine angemessene Positionierung in der regionalen Kunstgeschichtsschreibung zu sorgen.
Die Austellung soll am 1. Dezember in der Universitätsbibliothek Bielefeld und im März 2006 in der Remise in Halle eröffnet werden. Wer das Vorhaben mit Spenden, Informationen oder Leihgaben unterstützen möchte, wende sich an die AG Homilius im Frauenkunstforum OWL, Postfach 101167, 33511 Bielefeld.

Artikel vom 31.05.2005