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Handball-Party
mit 25 000 Fans

Kiel erlebt eine lange Meisternacht

Kiel (dpa). In Kiel waren sie außer Rand und Band. 25 000 Handballfans feierten in der Nacht zum Montag ausgelassen den elften deutschen Meisterschaftstitel ihres THW.
»Willkommen zu Haus« stand auf den feuerroten T-Shirts der »Zebras«, und gemeint war die Silberschale, die im vergangenen Jahr an den Erzrivalen SG-Flensburg-Handewitt gegangen war. »Jetzt geben wir sie nicht mehr her«, brüllte Mannschaftskapitän Stefan Lövgren auf dem Rathausplatz. Die Menge tobte und feierte ihre Handballhelden.
Erfolgstrainer Zvonimir Serdarusic war sichtlich gerührt und stolz auf seine Mannschaft. »Was die Jungs geschafft haben, ist unglaublich. Mit dem Titel hat wirklich keiner gerechnet.« Der THW hat nach 34 Spielen lediglich sechs Minuspunkte auf dem Konto. Außerdem versprach der sonst so gestrenge Trainer den Fans: »Ihr müsst nie wieder so lange auf den Titel warten.« Im nächstes Jahr will der 54-Jährige erneut Meister werden. Und am liebsten die Champions League gewinnen: »Das klappt auch irgendwann.«
Stundenlang sangen die Kieler Lieder wie »Schade, Flensburg, alles ist vorbei.« Auf ihren Plakaten gratulierten sie dem Nachbarn mit den Worten »Herzlichen Glückwunsch zur 6. Vize-Meisterschaft«. Co-Trainer Klaus-Dieter Petersen wagte einen Walzer mit Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz, die betonte: »Was für ein schöner Tag für Kiel.«
Henrik Lundström und Johan Petersson ließen ihre kompletten Haare. Zeitz wurde von den weiblichen Fans umjubelt wie ein Popstar. Der Nationalspieler wollte das Mikrofon gar nicht mehr aus der Hand geben. Nach stundenlangem Feiern waren sich alle einig: Diese Meisterschaft war zwar schon die elfte für den THW, aber eine absolut einmalige.
Mit 16 Titeln in acht Jahren ist der THW Kiel Deutschlands Handball-Großmacht der Gegenwart: Acht Meisterschaften, drei Pokalsiege, drei IHF-Cup-Erfolge und zwei Supercup-Triumphe haben die »Titelhamster« in dieser Zeit gesammelt. Mit einer unglaublichen Moral wurden auch Rückschläge wie das knappe Champions-League-Aus gegen den FC Barcelona oder die Pokal-Niederlage gegen Flensburg hingenommen. »Was diese Mannschaft geleistet hat, ist einfach unglaublich«, lobte THW-Manager Uwe Schwenker, der den Kader vor der Saison mit Frode Hagen (Barcelona) und Henrik Lundström (Redbergslids Göteborg) vergleichsweise bescheiden verstärkte.

Artikel vom 31.05.2005