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»Zappeln Sie ruhig auf dem Stuhl«

In der Rückenschule die richtige Körperhaltung lernen

Von Doris Wassermann
Verl (WB). Rückenschmerzen quälen viele Menschen, oft über Jahre hinweg. Fast jeder zweite Deutsche leidet mittlerweile daran. Die Schmerzen im Kreuz machen schlechte Laune, beeinträchtigen die Lebensqualität, führen im schlimmsten Fall gar zur Berufsunfähigkeit. Nach Statistiken der Krankenkassen geht heute jede dritte Krankschreibung und jeder zweite vorzeitig gestellte Rentenantrag auf das Konto von Wirbelsäulenbeschwerden.

Gezielte Übungen und die richtige Körperhaltung können helfen, die Beschwerden zu lindern. Wie das geht, lernen Betroffene in der Rückenschule. Zahlreiche Vereine und private Sportstudios bieten mittlerweile Kurse an. Die meisten sind von den Krankenkassen anerkannt, das heißt, ein Teil der Kosten wird übernommen. So auch bei Hiltrud Kleinhans aus Verl (Kreis Gütersloh). Die 38-jährige Gymnastiklehrerin bietet in ihrem Studio verschiedene Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene an.
»Zappeln Sie ruhig öfter mal auf dem Bürostuhl; das ist gut für die Bandscheiben.« Mit diesen Worten begrüßt die Verlerin ihre Teilnehmer, maximal acht pro Kurs. Die richtige Sitzposition sei nämlich außerordentlich wichtig. Nicht stundenlang starr in der gleichen Position verharren, sondern immer wieder anders hinsetzen, zwischendurch aufstehen, kleine Gänge unternehmen, rät die Expertin. Mindestens genau so wichtig sei das richtige Heben, Bücken und Tragen: Anhand von Schaubildern erläutert Hiltrud Kleinhans, was erlaubt ist und was man besser unterlassen sollte. Eine »Todsünde« sei zum Beispiel das Seitbeugen mit gleichzeitigem Drehen nach hinten. »Wer aus dieser Bewegung dann noch etwas Schweres vom Boden aufhebt, bekommt garantiert Probleme.«
Vor langatmigen Erklärungen brauchen sich die Teilnehmer jedoch nicht zu fürchten: »Die Theorie wird in den praktischen Teil eingebaut«, beruhigt die Gymnastiklehrerin.
In der Rückenschule soll nämlich vor allem die Rückenmuskulatur mit gezielten Übungen gekräftig, gedehnt und entspannt werden. Die Teilnehmer -Êdie meisten zwischen 35 und 45 Jahre alt - lernen Übungen, mit denen sie Bauch- und Rückenmuskulatur stärken können. Das Training müsse nach dem Kurs natürlich regelmäßig zuhause fortgesetzt werden. Hiltrud Kleinhans rät: »Weitermachen, auch wenn der Leidendruck nachlässt.«
Zusätzlich zu dem Rückenkurs -Êpro Woche eineinhalb Stunden -Ê empfehlt die 38-Jährige den Betroffenen immer ein aerobes Training. »So können Herz- und Kreislauffunktion gestärkt, die Kondition verbessert und vor allem der Fettstoffwechsel angeregt werden.«
Häufig seien Rückenpatienten nämlich auch übergewichtig. Wer bereits unter Schmerzen leidet, dem empfiehlt die Trainerin dafür unbedingt eine sanfte Sportart, zum Beispiel Walking oder Schwimmen.

Artikel vom 03.06.2005