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»Zwerge« schützen vor
Schmutz und Wasser

Nanotechnologie hält in vielen Bereichen Einzug

Von Wolfgang Schäffer
Bielefeld (WB). Hosen, die nicht mehr schmutzig werden. Glasflächen, auf denen Wassertropfen wie von Geisterhand abperlen. Edelstahlprodukte, auf denen die unansehnlichen Fingerabdrücke nicht mehr zu sehen sind. Wunschgedanken? Keinesfalls! Nanotechnologie heißt die Lösung.

Es sind nicht die immer wieder gern zitierten Heinzelmännchen, die sich schützend über die unterschiedlichen Materialien werfen, um Wasser, Schmutz oder Hautfett abzuwehren. Stattdessen rollen »Zwerge-Einheiten« in Millionenstärke als Arbeitskommandos an. Denn »Nano« heißt nichts anderes als »Zwerg«. In diesem Fall bezieht sich das auf die Größe der chemischen Bausteine, die zum Einsatz kommen. Ein Nanoteilchen verhält sich größenmäßig zu einem Fußball wie ein Fußball zur Erde.
Wird die mit Nanoteilchen angereicherte klare Schutzflüssigkeit aufgetragen, gehen die »Zwerge« chemisch auf molekularer Ebene eine neue Verbindung mit dem Trägermaterial ein, erklärt der Bielefelder Mathias Oesterwinter von der Thomas Oesterwinter Nanotechnologie GmbH. Das Besondere: Die »Arbeitseinheiten« organisieren sich nach dem Auftragen selbst. Die Haftkomponenten der winzigen Nanoteilchen orientieren sich in Richtung Untergrund, die schmutz- oder flüssigkeitsabweisenden Bereiche nach außen.
Die Möglichkeiten für den Einsatz der Nanotechnologie sind vielfältig. Kleidung lässt sich ebenso bearbeiten wie Treppenhandläufe aus Messing, Keramik, Chrom und Edelstahl in Küchen und Bädern.
In der Autoindustrie wird teilweise bereits ein kratzfesterer Klarlack auf Basis dieser Technologie angeboten. Dabei ist es gelungen, »weniger als ein Millionstel Millimeter kleine Keramikpartikel in die Molekularstruktur des Lackbindemittels zu integrieren. Diese Teilchen vernetzen sich während der Trocknung. Dabei entsteht an der Lackoberfläche eine sehr dichte, regelmäßige Netzstruktur«, erklärt ein Sprecher von Mercedes.
Ein anderes Einsatzgebiet sind Autoscheiben. Mit einer entsprechenden Flüssigkeit behandelte Front- oder Seitenfenster weisen Regen ab und haben einen weitaus geringeren Verschmutzungsgrad. Karl-Heinz Schimmelpfennig, Gutachter für Unfallanalysen aus Münster, hat vor geraumer Zeit ein Gutachten dazu erstellt. Seither hat er auch die Scheiben seines Autos damit beschichtet. »Das Wasser perlt ab, die Seitenscheiben sind längst nicht mehr so verdreckt wie früher«, beschreibt Schimmelpfennig im Gespräch mit dieser Zeitung die Vorteile. Problematisch sei derzeit noch die Abstimmung der Wischergummis auf den Untergrund. »Wenn die Scheiben fast trocken sind, dann rattern die Wischblätter heftig über die Scheibe. Daran müssen die Entwickler noch arbeiten.«
www.nanoclean.de

Artikel vom 28.05.2005