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Brenzlige Grill-Situationen vermeiden

Neun- und 21-Jähriger nach Unfällen mit lebensgefährliche Verbrennungen in Krankenhäusern

Von Wolfgang Schäffer
Bonn/Frankfurt/München (WB). Mit lebensgefährlichen Verbrennungen liegen ein neunjähriger Junge und ein 21-Jähriger seit Donnerstag in Spezialkliniken. Die beiden Verletzten aus Hessen sind Oper von Grillunfällen. Spiritus hatte sich explosionsartig entzündet.
Bei einem Elektrogrill lauert keine Feuergefahr. Dennoch sollten Eltern Kinder nie allein an den Grill lassen. Fotos: dpa

Der 21-Jährige wollte im Garten ein Lagerfeuer entzünden und schüttete Spiritus in die Flammen. Es gab eine mächtige Verpuffung, von der der junge Mann voll getroffen wurde. 80 Prozent seiner Haut wurden dabei verbrannt.
Der Neunjährige indessen wurde das Opfer eines leichtsinnigen Vaters. Der hatte Spiritus in das Grillfeuer gespritzt. Dabei entzündete sich die Flasche, die er nach hinten warf. Dort aber stand sein Sohn, der von der brennenden Flüssigkeit übergossen wurde.
»Unbelehrbare Grillfreunde greifen immer wieder zu Spiritus, Alkohol, Lampenöl oder gar Benzin, um Holzkohle so schnell wie möglich zum Glühen zu bringen. Durch Verdunstung der flüssigen Brennstoffe einsteht ein hochexplosives Gas-Luft-Gemisch in Form einer Gaswolke. Die kann bis zu drei Metern Durchmesser haben. Beim Anzünden der Kohle kommt es dann zur Verpuffung.« Ein Sprecher des bayerischen Verbraucherschutzsystems (VIS) in München betont, dass seit 1996 nach DIN 66358 und von DIN-Certco zertifizierte Anzündhilfen das Grillen sicher machen. Dabei spiele es keine Rolle, ob feste, gelartige, flüssige oder auch pastenförmige Anzündhilfen verwendet würden.
Der Grill, so die Verbraucherschützer, soll ausreichend stabil sein und standsicher aufgestellt werden.
Abgesehen von den oftmals dramatischen persönlichen Schicksalen ist auch der volkswirtschaftliche Schaden von Grillunfällen extrem hoch. Ein Behandlungstag auf einer Intensivstation für Schwerbrandverletzte verursache Kosten von 2000 bis 2500 Euro pro Tag. »Bei durchschnittlich 30 Behandlungstagen sind das 60 000 bis 75 000 Euro für jeden Verletzten«, rechnen die Verbraucherschützer vor. Würden dann noch die Folgekosten berücksichtigt, kämen je nach Grad der Verletzung 250 000 Euro und mehr für einen Brandverletzten zusammen. Bei 2000 bis 3000 schweren Grillunfällen pro Jahr entstehe ein Gesamtschaden zwischen 180 und 300 Millionen Euro.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft »Mehr Sicherheit für Kinder« weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass jährlich mehr als 13 000 Kinder Verbrennungen erleiden.
Wichtig sei deshalb dafür zu sorgen, dass Kinder nie zu nahe an den Grill kommen. Zudem sollten Erwachsene immer mit gutem Beispiel beim Umgang mit dem Feuer vorangehen.

Artikel vom 28.05.2005