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Felix findet sein Trainer-Glück

Das Double im ersten Jahr: das schaffte vor Magath nur Zebec

Von Oliver Kreth
Berlin (WB). Der Mann wollte nur noch eins: ab in den Urlaub. Den hat er sich auch redlich verdient. Schließlich gelang Felix Magath, was seit 1969 niemandem geglückt war: Im ersten Jahr bei einem Verein holte er als Coach das Double.

»Das ist natürlich ein Traum, wenn man im ersten Jahr als Trainer bei Bayern zwei nationale Titel einfährt«, sagte Magath nicht ohne Stolz. Dieses Meisterstück war als bislang Einzigem in Deutschland seinem einstigen Lehrmeister Branko Zebec im oben genannten Jahr gelungen, ebenfalls mit dem deutschen Rekordmeister aus München.
Magath genoss seinen zweiten Trainer-Titel innerhalb von vier Wochen deshalb auch in vollen Zügen. »Der Pokalsieg ist für mich der beste, größte und schönste Moment«, jubelte er. So emotional wie beim Endspiel, als es ihn am Ende kaum noch auf der Auswechselbank hielt, hat man den 51- Jährigen noch nicht erlebt. Seiner neuen sportlichen Heimat machte er in Anwesenheit seiner Frau Nicola in der Nacht zum Sonntag deshalb sogar noch eine Liebeserklärung: »Ich fühle mich bei Euch zu Hause.« Tu felix Bayern München - glückliches Bayern München.
Ein großer Verdienst des Ottmar Hitzfelds Nachfolgers ist es auch, dass er Michael Ballack zum Doppelkopf geformt hat. Der Nationalspieler ist nicht mehr nur der kopfballgefährlichste Mittelfeld-Mann, sondern auch zum unumstrittenen »Leader« (wie es der Bundes-Jürgen Klinsmann wohl ausdrücken würde) avanciert. Der Dank des deutschen Nationalspielers ist »Quälix« auch deshalb sicher. »Fußball spielen können wir alle. Die Hauptaufgabe, dass die Mannschaft funktioniert, hat er hervorragend gepackt«, lobt Ballack die klare Linie Magaths. Das sei in so einer Mannschaft, »die viele Stars, viele Egoismen hat«, extrem wichtig. Ein Trainer müsse die unterschiedlichen Charaktere unter einen Hut bringen. Zwar achte der Coach noch immer auf Ordnung, Disziplin und Fitness, aber »er ist immer ruhiger geworden, je länger die Saison gedauert hat«, bestätigte Ballack den Wandel des Neu-Müncheners.
Dabei sah es vor einem halben Jahr noch nicht nach der ganz großen neuen Liebe ein. Das räumte auch Franz Beckenbauer ein. »Im Herbst hätte man das nicht erwarten können«, meinte der »Kaiser« zum schwierigen Anpassungsprozess von Mannschaft und Übungsleiter: »Ich will nicht sagen, sie hatten Streit, aber es hat gedauert, bis man die Philosophie von Magath verstanden hat. Die Mannschaft war bequem geworden durch die Erfolge der Vergangenheit. Er hat ihr das Laufen wieder beigebracht.«
Und dass er ein glückliches Händchen hat, bewies Magath auch im Pokalfinale gegen Schalke. In der 75. Minute brachte er seinen Lieblingsschüler Hasan Salihamidzic für Sebastian Schweinsteiger. Und »Brazzo« sagte nach nur einer Minute vortrefflich »Danke«.
Das tat Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge dann auch noch bei der Feier in der Hauptzentrale des FC-Sponsors, als er geradezu ins Schwärmen über den Trainer und auch seine Spieler geriet. »Wenn man deutscher Meister wird mit 14 Punkten Vorsprung und in dieser Manier den Pokal holt, dann ist das à la Bonheur. Ihr habt Fantastisches geleistet«, rief Rummenigge in den Saal, ehe er dann aber auch gleich entschlossen zum Sturm auf Europas Thron blies. »Im nächsten Jahr werden wir in der Champions League voll angreifen!«
»Man erwartet immer im nächsten Jahr eine Steigerung«, sagte Beckenbauer: »So ist der Mensch.« Der Druck auf Magath beim Rekordmeister bleibt also groß. Aber mit den Titeln im Rücken hat er sich eine Plattform geschaffen, auf der er nun aufbauen kann.

Artikel vom 30.05.2005