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Endlich verwöhnt uns die Sonne

33,2 Grad: Der Freitag war der heißeste Tag des Jahres - bis jetzt


Bielefeld (WB/mzh). »Tage der Wonne,/kommt ihr so bald?/ Schenkt mir die Sonne,/Hügel und Wald?«, lässt ein gewisser Goethe, der sich schon spaziergangsfertig angekleidet hat, zaghaft anfragen. Seien wir ehrlich: So richtig hat nicht der Geheimrat und haben auch wir nicht mehr mit dem Sonnenschein gerechnet.
Aber gehofft hatten wir. Und siehe: Der Freitag war der heißeste Tag des Jahres. »Um 15.30 Uhr haben wir in der Senne 33,2 Grad gemessen«, sagt Birgit Jahnke. Die Pressesprecherin der Stadtwerke vermutete, dass man zur gleichen Zeit in Schildesche gefröstelt habe: »Dort zeigte das Thermometer nur 31,1 Grad an . . .«
». . . und wie um die Brunnen und Quellen wohltätige Geister schweben!«, spinnt Goethe, vom Ausflug zurück, das Thema fort. Die Funktion des kühlen Borns hat das Freibad übernommen, und Laurette Schröter, wohltätiger Geist im Wiesenbad, schwebt erfreut um steigende Besucherzahlen: »Am Donnerstag kamen schon mehr als 3600 Schwimmgäste, der Freitag ließ sich noch besser an, und am Wochenende können es leicht 4500 bis 5000 werden.«
Wasser von außen erquickt. Wasser von innen (von Ärzten dringend empfohlen) beugt der Austrocknung vor, und »der Trinkende blickt Gott frischer ins Angesicht« (schon wieder Goethe!). Im Brackweder Marktkauf-Getränkemarkt läuft »Wasser, Wasser und nochmals Wasser. Wasser in allen Spielarten, meist allerdings ohne Kohlensäure«, sagt Marktkauf-Mitarbeiter Lennart Battke. Auch (Weizen-)Bier ist schön flüssig, Hamsterkäufe dagegen sind überflüssig: »Wir haben ja rechtzeitig den Wetterbericht gehört - unser Lager ist voll.«
Bis Montag dürfte es reichen. Und was dann? »Lass regnen, wenn es regnen will,/dem Wetter seinen Lauf;/denn wenn es nicht mehr regnen will,/so hört's von selber auf.« (Ältere Leser erinnern sich: Goethe.) Mit dem schönen Wetter verhält sich's leider genauso. Allerdings: »Die Menschen entsagen nicht willig hehrem Sonnenschein.« (Faust II) Vor allem nicht, wo es doch gerade erst angefangen hat mit der lichten Herrlichkeit.

Artikel vom 28.05.2005