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Gute Wurst mit viel Liebe zubereitet

Wellensiek: Mark Kobusch übernimmt Fleischerei von Dieter Rasmussen

Von Matthias Meyer zur Heyde
Dornberg (WB). Nach 30 Jahren gibt Dieter Rasmussen seine Fleischerei am Wellensiek 119 auf. Das Geschäft wird aber nicht geschlossen: Mark Kobusch richtet hier eine Filiale ein.

Kobusch (27), der in fünfter Generation die seit 1886 bestehende Fleischerei in Dornberg (Babenhauser Straße 336) führt, ist sich mit Rasmussen (63) auf gute alte Traditionsweise handelseinig geworden: per Handschlag. Am heutigen Samstag stehen Rasmussen und seine Frau Gertraude (61) zum letzten Mal hinter der Theke, am Dienstag wird das Geschäft übergeben, und am Freitag feiert Kobusch mit seinen Kunden.
Der Neueigentümer, seit zwei Jahren Meister, möchte das Sortiment erweitern, vor allem um den Feinkostsektor. Auch einen Partyservice (Spezialität: Spanferkel) wird es künftig am Wellensiek geben, außerdem ein täglich wechselndes warmes Mittagsmenü.
Am Freitag serviert Kobusch von 10 bis 17 Uhr Bratwurst (1 Euro) vom Holzkohlegrill, und zu jedem Einkauf gibt es eine Braunschweiger gratis hinzu. Viele Produkte, die die Kunden bei Rasmussen so schätzten, wird er übernehmen; vor allem verarbeitet Kobusch wie sein Vorgänger nur Eichenhof-Fleisch: Fleisch von einer Osnabrücker Erzeugergemeinschaft, die nach strengen Qualitätskriterien arbeitet und zum Beispiel ihren Tieren keine Hormone verfüttert.
Rasmussen und seine Frau möchten sich jetzt im Ruhestand verstärkt mit spirituellen Themen befassen. Was nicht so ganz fern liegt, denn Rasmussens Schwiegersohn ist Pastor in Amshausen. Der am Wellensiek äußerst beliebte Fleischer kam vor 43 Jahren von der »Sonneninsel« Fehmarn nach Bielefeld: »Die Berge des Teuto - das waren hier die Alpen für mich.« Der Geselle perfektionierte seine Künste in der Fleischerei Westerwelle an der Heeper Straße und übernahm 1975 von Bernhard Bollmann das Geschäft am Wellensiek.
»Es war eine schöne Zeit«, sagt Rasmussen. »Ich bin stolz und froh, dass wir nicht nur Fleisch verkauft haben, sondern unsere Fleischerei auch so etwas wie eine Nachrichtenbörse und ein Kummerkasten gewesen ist.« Vor der Theke wurden allerlei Kontakte geknüpft, aus fernen Städten an die Bielefelder Uni gewechselte Professoren erfuhren hier von interessanten Mietangeboten.
Mit Blumen und allen guten Wünschen für einen gesunden Ruhestand verabschiedeten sich in den vergangenen Tagen treue Kunden von »ihrem« Fleischer. Sie alle hoffen, dass sie ihre »mit viel Liebe« (Rasmussen) zubereiteten Wurstwaren künftig nicht missen müssen, die Frikadellen nicht und auch nicht die Bratwürste, nicht die Rauchenden (»gutes Fleisch allein reicht nicht!«) und vor allem nicht den Fleischkäs'. »Die Rezeptur habe ich selbst ausgetüftelt, es sollte eigentlich Fleischwurst werden . . .« Es wurde: ein Renner.

Artikel vom 28.05.2005