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Blaues Wunder für des
Trainers Titel-Premiere

Ralf Rangnick hat eine »brennende Mannschaft«

Von Oliver Kreth
Gelsenkirchen/Berlin (WB). Das wichtigste Saisonziel haben Felix Magath und Ralf Rangnick schon erreicht. Jetzt geht es für die beiden Fußball-Lehrer im DFB-Pokalfinale zwischen Bayern München und dem FC Schalke 04 um die Krönung des ersten Trainer-Jahres bei ihren Clubs.

Für Magath geht es im Berliner Olympiastadion um den zweiten Titel als Trainer, für Ralf Rangnick dagegen wäre ein insgesamt fünfter Schalker Triumph der erste Titelgewinn seiner Trainer-Laufbahn. Allerdings sähe der 46-Jährige einen Endspielsieg eher als »Sahnehäubchen« auf eine erfolgreiche Saison an: »Das Erreichen der Champions League hatte für mich Priorität.«
Trotzdem: Drei Mal in einem Jahr die Bayern zu schlagen, würde Rangnicks Premieren-Jahr in Gelsenkirchen krönen und das Ansehen des Fußball-»Professors« im Verein und bei den Fans weiter mehren. Immerhin hatte Rangnick, der laut Manager Rudi Assauer »morgens, mittags und abends nur Fußball« im Kopf habe, den Revierclub am 28. September 2004 als Nachfolger von Jupp Heynckes auf Tabellenplatz 15 übernommen und zeitweise bis auf Rang eins geführt. »Der zweite Platz in der Liga ist nach dem Saisonstart wie ein Titel für mich«, meinte Rangnick deswegen.
Vom größten Druck haben sich die Schalker am vorigen Samstag mit dem 3:2-Sieg in Freiburg befreit. »Die ganze Mannschaft brennt. Wir haben schon viel mehr erreicht als uns zugetraut wurde. Deshalb können wir völlig befreit aufspielen. Ich sehe den Druck bei den Bayern. Sie sind Favorit und müssen gewinnen«, betonte der 46-Jährige.
Falls der Rekord-Pokalsieger sein drittes blaues Wunder gegen Schalke erlebe, würden die Spieler »Hohn und Spott« ernten, glaubt Rangnick. Manager Rudi Assauer sieht das genauso: »Wir sind in einer komfortablen Position, denn wir haben nichts zu verlieren.«
Vielleicht könnte sogar ein Umstrittener für die Entscheidung sorgen. Der bei Rangnick derzeit nicht hoch geschätzte Ailton dürfte hochmotiviert sein. Eine zusätzliche Motivationshilfe erhielt der Brasilianer rechtzeitig vor dem Finale vom Gegner. »Der hat im Vorjahr mal einen Lauf gehabt, jetzt ist es uns egal, ob er spielt oder nicht«, lästerte Robert Kovac. Während Sepp Maiers Wortspiel (»Der Kugelblitz hat ausgeblitzt«) lächerlich wirkt, meinte Bayerns rechter Verteidiger Willy Sagnol: »Für uns wäre es besser, wenn er spielt - er rennt nicht viel.«
Ailton gibt sich geläutert: »Showtime ist vorbei. Ich konzentriere mich nur noch auf Fußball.« Gelassen und selbstbewusst zeigt sich auch Torhüter Frank Rost: »Vom Erzählen wurde noch kein Fußballspiel gewonnen.«
Für Entspannung sorgte auch Teammanager Andreas Müller, der von Ailtons sportlichen Qualitäten überzeugt ist: »Er hat seine Leistung gebracht. Er hat 14 Bundesligatore geschossen, mehr als alle anderen. Darunter viele wichtige, die uns in die Champions League und ins Pokalendspiel brachten. Deshalb bin ich zufrieden.« Einem ablösefreien Wechsel erteilte er eine Absage. Es bringe nichts, jemanden zu halten, der nicht bleiben wolle: »Aber Ailton hat uns das nicht gesagt.«

Artikel vom 28.05.2005