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»Wikipediatitis«: Studenten sollten
wieder mehr zu Büchern greifen

Um Prof. Dr. Mathias Albert zu begegnen, muss man am Ende sein. Oder am Anfang - und zwar seines Studiums der Politikwissenschaften. Entweder lässt man sich in diesem Semester von ihm in die Internationalen Beziehungen (also zentrale Begriffe, Akteure und Theorien) einführen oder im Kolloqium auf die Abschlussarbeit vorbereiten. Darüber hinaus gibt er Informationsveranstaltungen zum BA-Studiengang Politik. Seit März 2001 ist der erst 38-jährige Professor für eben dieses Fach an der Fakultät für Soziologie. Der Politikwissenschaftler stellte sich für »Scheinfrei« den Fragen von Laura-Lena Förster.

Mit welchem Verkehrsmittel kommen Sie täglich zu Ihrer Arbeit in der Bielefelder Universität? Mathias Albert: Grundsätzlich nur mit Bahn und Stadtbahn, selten mit dem Fahrrad.

Was ist Ihr Lieblingsgericht in der Mensa?Mathias Albert: Sehr oft esse ich das Wok-Gericht im Westend; eine Speise der Mensa als »Lieblingsgericht« zu bezeichnen, ginge mir aber ein wenig zu weit.

Was haben Sie vor zwei Jahrzehnten auf die Frage geantwortet: »Wo sehen Sie sich in 20 Jahren?« Mathias Albert: Recht eindeutig: im Flugzeugbau - daraus wurde aber freilich nichts.

Warum haben Sie sich für die Arbeit an der Universität entschieden? Mathias Albert: Weil die Arbeit trotz vieler Nachteile Spaß macht und zumindest der intellektuelle Freiraum gegenüber der Tätigkeit in vielen anderen Bereichen eigentlich nicht hoch genug bewertet werden kann.

Was machen Sie lieber: das Lehren oder das Forschen?
Mathias Albert: Das kommt ganz darauf an. Es gibt keine eindeutige Präferenz für das eine oder das andere. Natürlich ist die Lehre in Großveranstaltungen nicht so spannend wie die Bearbeitung einer aktuellen Forschungsfrage.
Aber andererseits macht es beispielsweise definitiv mehr Spaß, für eine Gruppe motivierter Studierender zu lehren, als Forschungs-Kooperationspartnern hinterher zu telefonieren, um sie zur Ablieferung ihres seit Monaten überfälligen Beitrags zu bewegen.

Warum sollten junge Menschen aus Ihrer Sicht studieren? Mathias Albert: Weil eine akademische Ausbildung in unserer Wissensgesellschaft zunehmend zum Schlüssel für Berufschancen auch in Gebieten wird, die vorher kein Studium vorausgesetzt haben.

Wenn Sie noch einmal Student wären, für welches Fach würden Sie sich heute entscheiden? Mathias Albert: Eindeutig wieder für die Politikwissenschaft.

Welches Buch halten Sie in einem Studium für unverzichtbar? Mathias Albert: Ausweichend beantwortet angesichts einer bei Studierenden zunehmenden »Wikipediatitis«: Bücher überhaupt.

Was gefällt Ihnen an der Universität Bielefeld besonders gut? Mathias Albert: Die im Vergleich zu vielen anderen Universitäten sehr kurzen Wege.

Wann haben Sie sich das letzte Mal in der Uni verlaufen? Mathias Albert: Letzte Woche in den Katakomben der Universität -Ê bei dem Versuch, eine Einrichtung des technischen Dienstes zu finden.

Welche deutsche Universität verdient Ihrer Ansicht nach den Titel »Elite- Uni«? Mathias Albert: Keine. Diese Auszeichnung verdienen sich allenfalls einzelne Fachbereiche.

Was erhoffen Sie sich für Ihren Fachbereich von der Einführung von Studiengebühren?Mathias Albert: Ich hoffe dadurch auf eine Verbesserung der Lehrsituation.

Wann war die letzte Studentenparty, die Sie besucht haben? Mathias Albert: Das ist länger her.

Welchen Familienstand haben Sie? Mathias Albert: Ich lebe in einer Partnerschaft und habe ein Kind.

Inwieweit erfahren Sie seitens Ihrer Familie Unterstützung für Ihren Beruf?Mathias Albert: Die Unterstützung besteht vorrangig darin, die extremen Belastungen auszuhalten, die sich aus den verschiedenen Familienwohn- und Arbeitsorten ergibt.

Artikel vom 07.06.2005