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Tonnenschwere
»Super-Yacht«
am Kranhaken

Transport nur mit Spezialtieflader

Von Ulrich Hohenhoff
(Text und Fotos)
Sennestadt (WB). Millimetergenaue Präzisionsarbeit: für die Männer, die auf der Sennestädter »Nautic-Plast« - Werft die Riesenyacht eines Bielefelder Eigners auf einen Schwertransporter verluden, »Alltagsgeschäft«.

Die »NP 43«, auf der Sennestädter Werft vor sieben Jahren entwickelt und gebaut, misst immerhin 13 Meter Länge, 3,90 Meter Breite und 4,10 Meter Höhe, wiegt zudem 12,5 Tonnen. Arno Philipp (60), selbst begeisterter Skipper und Bootsbauer: »Einen solchen Transport gibt es nicht alle Tage«. Und so musste denn auch ein auf Yachttransporte spezialisiertes Unternehmen mit einem speziellen Schwertransport-Tieflader her, um den Koloss sicher über die Autobahn zu seinem Bestimmungsort Heiligenhafen an der Ostsee zu bringen.
»Rund 3 000 Transporte dieser Art machen wir pro Jahr europaweit«, verriet Stephan Utecht (21), Fahrer des Unternehmens »sleepy« aus Heikendorf bei Kiel. Es unterhält 17 spezielle, für den Yachttransport gebaute Spezialtieflader. »Für uns Routine, aber dennoch immer wieder spannend«. Das meinte auch Thorsten Flötotto (36) von der »Flötotto Autokran GmbH & Co KG« aus Gütersloh, der mit einem 50-Tonnen-Mobilkran angerückt war, um die elegante Yacht aus dem Winterquartier auf den Tieflader zu hieven.
Bevor das so genannte Decksalonschiff am Haken hing, kamen die Männer gehörig ins Schwitzen. Da musste exakt Maß genommen, mussten Holzkeile bereit gestellt und die Gurte vor dem Einhängen in die Traverse überprüft werden. Mit Augenmaß und viel Fingerspitzengefühl wurde die Yacht dann auf dem Transportfahrzeug verstaut, der 17 Meter lange Mast längs der Fahrtrichtung »verankert«. Die mit zwei Maschinen à 50 PS ausgestattete Yacht, verfügt über rund 85 Quadratmeter Segelfläche. »Ein berauschendes Gefühl, wenn das Schiff durch die Wellen gleitet«, begeistert sich Bootsbauer Arno Philipp, der die »Nautic Plast«-Werft vor 39 Jahren zusammen mit seinem Bruder Reinhard Philipp (56) auf dem trockenen Sennesand gründete.
Besonders stolz sind die international anerkannten Sennestädter Bootsbauer auf den von ihnen entwickelten »Parallel-Schwingkiel, eingebaut auch bei der an die Ostsee transportierten »NP 43«. Segler können damit den Tiefgang von 2,20 Meter auf bis zu 1,40 Meter reduzieren, Vorteil bei flachen Gewässern und Hafenbecken.
»Bei Grundberührung schwingt der Kiel automatisch zurück, schließt Beschädigungen oder gar ein Festsetzen des Bootes aus und spart auch beim Trockentransport auf einem Trailer oder, wie in diesem Fall, einem Schwerlaster Höhe ein«, sagt Arno Philipp. »Allein der Ballastkörper wiegt drei Tonnen. Ein Garant für die Stabilität des Schiffes auch bei schwerer See«.
Die »NP 43«, die jetzt auf ihre Reise ins maritime »Sommerlager« ging, ist nur einer von vielen Schiffstypen, die je nach Eignerwunsch in Sennestadt gebaut und ausgestattet werden. Versehen mit sechs Kojen, Kombüse, Sanitärraum und Beiboot bietet die Yacht ein Optimum an gut genutztem Raum, Eleganz und Sicherheit.

Artikel vom 28.05.2005