19.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die Tüftler aus Herzebrock

Johannes und Achim Lübbering: Entschieden wird alles gemeinsam

Von Bernhard Hertlein
Herzebrock (WB). »Unsere Produkte tragen das ÝMade in GermanyÜ noch zu Recht«, sagt Johannes Lübbering (63). Sohn Achim (36) nickt. In wichtigen Grundsatzfragen wie dieser sind die beiden Chefs der Firmengruppe Lübbering in Herzebrock bei Gütersloh stets einer Meinung.
»Wir machen alles gemeinsam, wir sprechen alles ab«: An der Spitze des mittelständischen Herzbrocker Technik-Spezialisten Lübbering stehen Vater Johannes (r.) und Sohn Achim. Foto: Lübbering
WESTFALEN-BLATT-Serie,Folge 10
Die Lübberings sind Tüftler. Ihre Schraubwerkzeuge finden das Ziel noch in der entferntesten Ecke. Beispiel Automobil: Vor 20 Jahren konnte man eine Münze in den Motorraum werfen, und sie fiel nach unten durch. Heute ist das anders. Die Einzelteile sind aufs Engste zusammengerückt. Wie soll man dazu verlässig einen Schrauber ansetzen? Die Lösung steckt in Schraubvorsätzen, die Lübbering nicht nur für VW, Opel und andere Autohersteller entwickelt, sondern ebenso für Luftfahrtindustrie (Airbus), Landmaschinen-Produzenten (Claas) und Hausgeräte-Hersteller (Miele).
Qualität ist dabei oberstes Gebot. Johannes Lübbering: »Das Schraubwerkzeug muss beim 500 000. Einsatz mit gleichem Wirkungsgrad und gleicher Genauigkeit arbeiten wie beim ersten Mal. Versuche, einen Teil der Produktion an Subunternehmen zu vergeben, sind fast immer gescheitert. Nur das Härten des Materials lassen die Herzebrocker von einem Betrieb in Augustdorf ausführen.
Ähnliche Aufgabenstellungen führen bei Lübbering ebenso zur Entwicklung von Sonderbohrmaschinen und von Geräten, mit denen Produkte im Rahmen der Qualitätssicherung markiert werden.
Angefangen hat die Geschichte des High Tech-Handwerkbetriebs vor 69 Jahren. 1936 gründete der Schwiegervater von Johannes Lübbering, Wilhelm Strotkamp, in Herzebrock eine Elektroinstallationsfirma. Schon bald nach dem ersten Generationswechsel 1974 begann Lübbering mit der Entwicklung eines Kabeltrommel-Abrollers. Seit 1979 heißt die Produktfamilie »Rollprofi«. Lübbering ist in dem kleinen europäischen Markt die Nummer 1.
1983 wechselte die Firma innerhalb von Herzebrock ihren Standort. Heute befindet sich der Stammbetrieb in der Industriestraße an einer Stelle, wo sich von 1861 bis 1898 die Nöllmannsche Dampf-, Mahl- und Sägemühle und anschließend bis 1907 die Keimzelle von Miele befunden haben.
Dass Achim Lübbering ins elterliche Unternehmen einsteigen würde, stand vielleicht für seinen Vater (»Er hatte die freie Wahl«), nie aber für ihn selbst in Frage. Er begann die berufliche Ausbildung 1985 mit einer Lehre als Elektroinstallateur bei Elektro-Brockbals in Gütersloh. Danach schloss sich eine Lehre zum Maschinenbaumechaniker und danach zum Maschinenbautechniker im eigenen Betrieb an. Nebenbei absolvierte Achim Lübbering noch eine kaufmännische Ausbildung zum Betriebswirt im Handwerk.
Vater und Sohn so lange in einem Unternehmen -Êfunktioniert das denn? »Natürlich«, sagt der Sohn. »Und wir machen noch lange weiter.«ÊEine strikte Aufteilung in Ressorts gibt es nicht. »Wir sprechen alles ab«, sagt Johannes Lübbering. Das Thema Ruhestand interessiert ihn noch nicht. »Solange ich gesundheitlich kann, bin ich dabei. Die Arbeit hier -Êdas ist doch Berufung und mein Hobby.«

Artikel vom 19.05.2005