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Berlin beschließt Offenlegung der Gehälter

Der fast gläserne Manager


Was verdienen Sie eigentlich? Mehr Geld als Sie erhalten? Da geht es Ihnen genau so wie mir. Deshalb erlauben wir uns beide, denen, die mehr kriegen als sie verdienen, ihre Mega-Gehälter zu neiden.
Doch wie viel wir ihnen missgönnen, das wissen wir gar nicht. Die Höhe der Gehälter ist in Deutschland Geheimsache. Infolgedessen spekulieren wir ebenso fleißig wie vermutlich falsch.
Zugegeben, es gibt eine Ausnahme. Derjenige, der Arbeit vergibt, weiß natürlich, wieviel er dafür bezahlt beziehungsweise - aus seiner Sicht - bezahlen muss.
Doch selbst von dieser Regel gibt es in Deutschland noch eine Ausnahme: Der einfache Aktionär hat bislang nicht das Recht, die individuellen Gehälter seiner Vorstände zu erfahren.
Das wird sich jetzt ändern. Die Bundesregierung will den Blick ins Portemonnaie der Vorstände von 1000 an der Börse notierten Aktiengesellschaften freigeben. Na ja, fast freigeben: Anteilseigner mit mehr als 75 Prozent des Kapitals können die Bekanntgabe auch künftig verhindern. Sie selbst sind natürlich im Aufsichtsrat vertreten und wissen Bescheid. Warum ausgerechnet die SPD auf die Idee kommt, die Zweiklassengesellschaft von Groß- und Kleinaktionären weiter zu zementieren, wird ihr Geheimnis bleiben.
Anderswo redet es sich leichter über das Einkommen. Ob die Gehälter anderswo wirklich so ganz anders sind? Bernhard Hertlein

Artikel vom 19.05.2005