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Die Königin der Früchte...!
In Dresdener Institut wird rund um das Jahr an Erdbeeren geforscht
Erdbeeren naschen - einfach lecker, egal, ob so, mit Zucker oder mit Milch. Doch wie ist das mit den herrlich roten Früchten? Woher kommen sie, werden sie überwacht, wer züchtet sie. Der Weg führt nach Dresden.
Dort, im Stadtteil Pillnitz, arbeitet der Pflanzenforscher Klaus Olbricht. Und wenn der einen Wunsch frei hätte, würde der so aussehen: »Ich wünsche mir die ideale Erdbeere.«
Der 36-Jährige weiß, dass er nach den Sternen greift, obwohl er die Frucht sehr gut kennt. Der in der Bundesanstalt für Züchtungsforschung an Kulturpflanzen beschäftigte Forscher hat tagein und tagaus mit der Königin der Früchte zu tun. Er ist der einzige hautberufliche Züchter in ganz Deutschland. Hunderttausende von Kleingärtner sowie Anbau- und Vermehrungsbetriebe sind Nutznießer seiner Forschungen. Olbricht könnte ohne weiteres als »Hüter der Erdbeere« bezeichnet werden. Für ihn und seine Mitarbeiter dauert die Erdbeer-Saison das ganze Jahr. Doch wenn die Früchte wachsen, ist er ab 6.30 Uhr jeden Tag auf den Feldern am Institutsgebäude. »Wir sind gespannt, ob sich die Arbeit in den vergangenen Monaten im Labor und in den Gewächshäusern gelohnt hat«, sagt er.
Für den Laien schauen die Reihen mit Pflanzen prächtig aus. Alles gut gepflegt, kaum ein Unkraut, überall schimmern weiße und zartrosa Blüten. Doch der Fachmann erkennt auf einen Blick erfrorene Blüten, die keine Früchte tragen werden. Und er sieht mickernde Pflanzen. »Die müssen raus, hier waren die Mühen umsonst«, sagt Olbricht.
Im vergangenen Jahr waren 40 000 Samenkörner von Früchten getrocknet worden. Manuela Böhme aus der Gärtnerei geht mit stoischer Ruhe mit den winzigen Samen um. »Lachen oder niesen darf ich nicht«, sagt sie. Mit sicheren Griff nimmt sie mit der Pinzette ein kleines Körnchen auf und platziert es auf einer mit Erde gefüllten Schale. Von den sich entwickelnden Pflanzen wurden 2004 insgesamt 15 000 Sämlinge in den Boden gebracht. »Nur die stärksten kommen ins Freiland«, sagt Böhme. Eine neue Erdbeersorte braucht bis zur Reife etwa 10 Jahre.
»Erdbeere ist nicht gleich Erdbeere«, betont Olbricht. Bei weltweit etwa 1000 Sorten spielen derzeit in Deutschland nur etwa zehn im Gartenbau eine Rolle. Sie unterscheiden sich in Form, Farbe, Größe und vor allem in der Transportfähigkeit. Dank der Züchtung können Erdbeeren heute von Mai bis Oktober geerntet werden. In der Erdbeersaison wird Olbricht von vielen beneidet. Er lebt an der Quelle und kann Erdbeeren essen so viel er mag.

Artikel vom 28.05.2005