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Linares, letzte Runde: Garry Kasparow hat zwei Wochen lang beeindruckt und fast das ganze Turnier über geführt; jetzt braucht er gegen den bulgarischen Super-GM nur einen halben Punkt zum alleinigen Sieg. Wesselin Topalov hingegen muss unbedingt gewinnen.


Sizilianisch

Weiß: Topalov
Schwarz: Kasparow

1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Sc3 e5 4.Lc4 d6 5.d3 Le7 6.0-0 Sf6 7.Sh4 Sd4 7...Se4 gewinnt einen Bauern, doch nach 8.de4 Lh4 9.Dh5 nebst Sd5 und Zentralisierung der Türme hätte Weiß gute Kompensation. 8.g3 Lg4 9.f3 Le6 10.Lg5 Sg8 11.Le7 Se7 12.f4 ef4 13.Le6 fe6 14.Tf4 Die kurze Rochade ist »gägen Rägel«, wie Vlastimil Hort sagen würde, und die lange führt zu Unbequemlichkeiten: 14...Db6 15.Tb1 0-0-0 16.Tf7 Sec6 17.Tg7 (17...Sb4?! 18.Sa4), also vielleicht 15...Tf8 16.Tf8 Kf8!?. - Kasparow löst sein kleines Problem kreativ wie meistens. 14...Kd7 15.Sf3 Tf8 16.Tf8 Df8 17.Sd4 cd4 18.Se2 Df6 19.c3 Tf8 19...dc3 brächte frischen Wind in die nach wie vor remisträchtige Partie: 20.Da4 Sc6 21.Tf1 Dg6 22.Sc3, und der unrochierte König bekommt allmählich Zug. 20.Sd4 Sc6 21.Df1 Df1 22.Tf1 Tf1 23.Kf1 Sd4 24.cd4 d5 25.Kf2 Ke7 Die Feinheiten dieses Endspiels lassen sich auf eingeschränktem Platz nicht entfalten; der Königszug jedenfalls ist der erste Schritt vom Wege. Stattdessen muss er wohl versuchen, mit 25...g5 26.Kf3 h5 den Königsflügel zu plombieren. 26.Kf3 Kf6 27.h4 Von manchen Fachleuten getadelt, die zunächst 27.Kg4 für flexibler hielten. 27...g6 Nun wird Kasparow austempiert. 27...h6 hätte die Partie stattdessen in der Remisbreite gehalten: 28.b4 b5 29.Kg4 g6 30.Kf4 g5 31.Kg4 Kg6. 28.b4 b5 29.Kf4 h6 30.Kg4, und Garry Kasparow gab auf wegen 30...h5 31.Kf4 beziehungsweise 30...Kf7 31.h5 Kf6 (31...g5 32.ed5 ed5 33.Kf5) 32.hg6 Kg6 33.Kf4 Kf6 34.g4, und der König kommt nach e5. - Weil der Weltranglistenerste anschließend seinen Rückzug vom Turnierschach verkündete, könnte dieses schmucklose Bauernendspiel historische Bedeutung haben: Garrys letzte offizielle Partie. Doch das wollen wir lieber nicht glauben.






Rainer Paslack, SCHACH 2004Matt in zwei Zügen




Lösung der Schachaufgabe von A. Troitzky:

Der Turm ist völlig hilflos gegen die Springergabeln: 1.Se7! holt ihn von der achten Reihe, auf der er sonst verlorenginge, also 1..Tg7 (1...Tg5 2.f4 Kf4 3.Se6) 2.Sc6 Ke4 (wieder das einzige Feld), und nun zwingt 3.Se8! den Turm dorthin, wo ihn der Randbauer abholt: 3...Tg5 4.h4. Ein kleines Wunder.


Die »Meisterpartie« schreibt der Internationale Fernschachmeister Christoph Pragua.

Artikel vom 28.05.2005