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Aussteller drohen mit Sammelklage

WISA 2005 leidet unter Besucherschwund Ñ Heftige Kritik an Messe-Chefin Heide Beermann

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Fotos)
Sennestadt (WB).Die 38. WISA (Wirtschaftsschau) 2005 in Sennestadt ist für viele der 273 Aussteller gestern mit einem satten Minus in der Kasse zu Ende gegangen. Mindestens zehn haben eine Sammelklage gegen die Geschäftsführerin der Messe Bielefeld GmbH, Heide Beermann, angekündigt.
Einsam in der Pfütze: Die WISA verträgt keinen Regen. Aber nicht nur deshalb blieben die Besucher auch am gestrigen letzten Messetag aus.
Ihr Vorwurf: Schlechte Organisation, zu wenig Werbung, zu hohe Eintrittspreise, miserable Platzverhältnisse. Was am 30. April hoffnugsvoll begann, mündete in einem »einzigen Desaster«. Die Umsätze stünden in keinem Verhältnis mehr zu den Kosten, hieß es. Erst war es zu heiß, dann kam der Regen. Nur vergangenen Donnerstag (Christi Himmelfahrt) entsprachen die Besucherzahlen den allgemeinen Erwartungen. Laut Beermann waren es 30000.
123000 waren es noch 2002. Jetzt Ñ nach dem »Ausflug nach Oldentrup und einem Jahr Pause Ñ kamen laut Aussteller gerade mal zehn Prozent davon, also gut 12000 Interessierte auf das WISA-Gelände an die Paderborner Straße. »Miserabel ohne Ende«, monierte nicht nur Gerald Berndt. Viele bauten ihre Stände bereits gestern Nachmittag um 16 Uhr ab, obwohl die WISA offiziell bis 18 Uhr geöffnet hatte. Eine Promotion-Firma hatte gleich am zweiten Tage ihren Stand wieder entfernt.
»Alles Käse« befand denn auch Anton Manfred Seitz aus Rastatt. Mehr als 300 Kilo seines original »Allgäuer Bergkäses« musste er zurück nach Bayern gehen lassen. »Normalerweise lass' ich immer nachbestellen«, sagt der 54-Jährige. Gerade mal acht (statt sonst 24) so genannte »Räder« hat er an den vergangenen neun Tagen verkauft. »Damit haben wir nicht einmal die Kosten raus«, so Mitarbeiterin Angelika Greatz (52). WISA-Chefin Heide Beermann habe sich kompromisslos gezeigt und auf der Standmiete von 2500 Euro (92 Euro pro Quadratmeter) bestanden. »Da gibt`s kein Entgegenkommen, man stößt auf taube Ohren«, meinte Seitz, »darum kommen wir nie wieder!«
»So eine Veranstaltung muss langfristig vorbeworben werden«, kritisiert Rolf S., das sei leider nicht geschehen. Die Hinweisschilder an den Ausfallstraßen seien entweder gar nicht oder zu spät aufgestellt worden. Wegweiser wurden widerrechtlich auf Druck der Aussteller erst Mittwoch plakatiert. Trotzdem vermeldeten selbst die Weinhändler drastische Einbußen. Und Besucher wie Peter Schulte (48) ärgerten sich über den »viel zu hohen Eintrittspreis« von sieben Euro pro Person. »Es fehlen ja inzwischen eine Menge Firmen wie Vorwerk und Anbieter von Kleinzeug für den Endverbraucher. Selbst die Landschaftsgärtner sind nicht mehr vertreten«, ist der Handwerker enttäuscht über das Angebot.
Heide Beermann sieht der juristischen Auseinandersetzung mit den Ausstellern »gelassen« entgegen. 800000 Euro koste die WISA, da bleibe kein Geld übrig, um den stadteigenen Platz privat zu befestigen, erklärte sie gestern Abend gegenüber dem WESTFALEN-BLATT. Meckerer gebe es immer wieder. Voraussichtlich gebe es auch 2006 wieder eine WISA in Sennestadt. Beermann: »Das ist eine reine Nervenfrage«.

Artikel vom 09.05.2005