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Vertreibung Folge von Hitlers Krieg

Gewerkschafter warnen vor Umdeutung der deutschen Geschichte


Senne (gge). Auf dem Gräberfeld der Ostarbeiter des Sennefriedhofes hielt am gestrigen Sonntag der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) für die Region Ostwestfalen/Bielefeld seine Gedenkfeier zum 60. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus ab. DGB-Regionsvorsitzender Roland Engels warnte davor, die Geschichte umdeuten zu wollen und rief zu Frieden, Freiheit und Versöhnung auf. Das Unrecht der Vertreibung sei Folge des von Hitler und dem faschistischen Regime entfachten Krieges gewesen.
Professor em. Arno Klönne erklärte, die Mehrheit des damaligen deutschen Volkes habe das Kriegsende zwar herbeigesehnt, die militärische Niederlage Hitlers 1945 aber keineswegs gewollt, sondern auf den Sieg durch »Wunderwaffen« gehofft. Die faschistische Versuchung sei nicht aus der Welt. Auch Krieg sei inzwischen wieder »normal«. Wichtiger als Gedenkfeiern sei deshalb der alltägliche Einsatz gegen Neonazis und Militärwahn, für soziale Strukturen und eine demokratische Gesellschaft. Klönne wörtlich: »Mischen wir uns ein, es kann ja nicht mehr den Kopf kosten.«
Wolfgang Herzog vom DGB-Arbeitskreis »Zwangsarbeit« betonte, dass Letzteres jahrzehntelang in Deutschland nicht als Unrecht betrachtet worden sei. Die intensive Beschäftigung mit dem Thema sei eine dringende Aufgabe. Auf dem Gräberfeld in Bielefeld sind Frauen und Männer beerdigt, die zumeist in jungen Jahren an Tuberkulose oder bei Luftangriffen starben. Der Gedenkstein mit Hammer und Sichel wurde 1946 von den Sowjets errichtet.

Artikel vom 09.05.2005