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Ein Kunstwerk für die Kunst

Möbelwirtschaft und Stadt Herford eröffnen Gehrys »MARTa«

Von Christian Althoff
Herford (WB). Ostwestfalen-Lippe besitzt ein neues architektonisches Glanzlicht. Nach vier Jahren Bauzeit ist am Wochenende in Herford MARTa eröffnet worden - ein Haus für Möbel (M), Kunst (Art) und Ambiente (a) und damit »viel mehr als ein Museum«, wie der Künstlerische Direktor Jan Hoet am Samstag erklärte.

MARTa ist nach dem Energie-Forum in Bad Oeynhausen und dem dortigen McDonald's-Elternhaus das dritte Bauwerk, das der amerikanische Architekt Frank O. Gehry in Ostwestfalen geschaffen hat. Die Umsetzung vor Ort hatte jeweils der Herforder Architekt Hartwig Rullkötter übernommen.
Auch der jüngste Entwurf des gebürtigen Kanadiers fällt durch eine geschwungene Dachlandschaft aus Edelstahl und wellenförmige Wände auf, die zudem zu stürzen scheinen. »Wer sich von dieser Architektur nicht mitgenommen fühlt, ist zu bedauern«, erklärte Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD), der die Eröffnungsansprache hielt.
Clement hatte 1996 als NRW-Wirtschaftsminister angeregt, in Herford ein »Haus des Möbels« einzurichten, in dem Hersteller und Zulieferer zum gegenseitigen Nutzen zusammenarbeiten sollten. Mit der Verpflichtung des Architekten Frank Gehry und des früheren »documenta«-Leiters Jan Hoet wurde das Projekt schließlich in die heutige Richtung gelenkt.
MARTa ist neben einem Museum für Kunst und Design ein Veranstaltungszentrum sowie Sitz von Fachverbänden der Holz-, Möbel- und Kunststoffindustrie und der Landesgewerbeanstalt »Qualitest«, des so genannten »Möbel-TÜVs«. Zur Eröffnung zeigt MARTa die Ausstellung »(My private) Heroes«, die sich mit dem Wandel des Heldenbildes in der Kunst befasst und seit Samstag bereits von 20 000 Menschen besucht worden ist.
MARTa steht auf einem 8100 Quadratmeter großen Grundstück in der Nähe des Herforder Bahnhofes und bietet 6000 Quadratmeter Nutzfläche. Zentrum ist ein 22 Meter hoher Dom, um den sich fünf kleinere Galerien gruppieren. Die Räume sind fensterlos, haben aber Lichtkuppeln. Während die Außenmauern mit 180 000 Klinkern verkleidet sind, dominieren im Inneren glatte, zumeist weiße Wände, helles Holz und Edelstahl.
Das Museum hat 28,8 Millionen Euro gekostet - nahezu doppelt soviel, wie ursprünglich für ein »Haus des Möbels« veranschlagt, was zu heftiger Kritik in Teilen der Bevölkerung geführt hatte. 24,3 Millionen Euro waren aus öffentlichen Mitteln aufgebracht worden, 4,5 Millionen Euro hatte die Wirtschaft beigesteuert.
Bauherr und künftige Betreiberin ist die gemeinnützige Gesellschaft für Möbel, Kultur und Kunst (MKK), der neben der Stadt neun regionale Unternehmen und Verbände angehören. Heinrich Wemhöner, Vorsitzender der Gesellschafter sowie des MARTa-Freundeskreises, sagte anlässlich der Eröffnung, die Kreativität, die von Europas Möbelzentrum Ostwestfalen ausgehe, habe mit MARTa ein Gesicht bekommen: »MARTa ist ein Signal für den Aufbruch, für das Vorwärtsdenken, für das Überwinden von Grenzen.«Seite Nordrhein-Westfalenwww.marta-herford.de

Artikel vom 09.05.2005