09.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Schalke hat noch drei Endspiele

Das 2:0 in Bielefeld: Platz zwei verteidigt und Versöhnung mit Ailton

Von Klaus Lükewille
Bielefeld (WB). Zum Wohl! Nach so einem Sieg schmeckt auch die »Hausmarke« des Konkurrenten. Schalkes Manager Rudi Assauer, eigentlich ein »Veltins-Fachmann« genehmigte sich ein »Krombacher«.

Ein Pils, zwei Tore und drei Punkte. Was für ein schöner Nachmittag in Bielefeld. Als Assauer dann eine Stunde nach dem Abpfiff die Erfolgsstätte verließ, blickte er noch einmal auf den Fernsehschirm, der die aktuelle Tabelle zeigte: »So kann sie stehen bleiben. Ich wäre dafür, dass wir jetzt sofort die Saison beenden.«
Bayern Erster, Schalke Zweiter. Das passt genau in den Einlauf-Plan. Denn Meisterträume sind zwar längst ausgeträumt, aber die direkte Qualifikation für die Champions League soll es dann doch schon sein. Und hier war der 2:0-Erfolg gegen Bielefeld von großer Bedeutung. Trainer Ralf Rangnick bezeichnete den »Dreier« als enorm wichtig, Assauer bewertete den Sieg sogar als »bitter notwendig.«
Denn die Konkurrenz, die schläft ja nicht jede Woche. Auch die Verfolger VfB Stuttgart und Hertha BSC buchten diesmal die drei Zähler. Das Rennen um die Plätze zwei und drei bleibt spannend.
Doch Assauer sieht nach dem Sieg in Bielefeld den restlichen Partien ganz gelassen entgegen: »So lange wir gewinnen, können die anderen spielen wie wollen.« Zwei Punkte liegt Schalke vor Hertha BSC, die sollen mit Erfolgen gegen Borussia Dortmund und den SC Freiburg ins Ziel gerettet werden.
»Das sind zwei Endspiele«, kündigte der Manager an, wobei zum Abschluss Finale Nummer drei als letzter Saison-Höhepunkt ebenfalls noch im Kalender steht. Am 28. Mai geht es gegen die Bayern in Berlin um den DFB-Pokal.
Aber so weit denken die Verantwortlichen der Königsblauen im Moment nicht. Sie waren alle erleichtert, dass sie mit ein bisschen Glück und dank eines überragenden Torwarts Christofer Heimeroth die Partie in Bielefeld überstanden hatten. Dabei forderten die Schalker Fans schon vor dem Anpfiff lautstark einen »Auswärtssieg«.
Das war ganz schön mutig, denn zuletzt kassierte Schalke in Mainz (1:2), Stuttgart (0:3) und Berlin (1:4) nur Niederlagen. Den letzten Erfolg auf einem fremden Platz hatten sie vor zwei Monaten am 5. März mit einem 2:0 beim Kellerkind VfL Bochum feiern dürfen.
Gegen Arminia gingen die Königsblauen durch den Foulelfmeter des eine Stunde lang sehr starken Lincoln schon früh (9.) in Führung, den Schlusspunkt (90.) zum 2:0 setzte dann ausgerechnet Ailton, der beim Anpfiff wieder nur zweite Wahl gewesen war.
Rangnick wurde dabei für seinen Mut belohnt. Obwohl die Schalker mächtig unter Druck standen, verstärkte er nicht die Abwehr, sondern brachte mit Ailton und Hanke für Sand und Asamoah seinen »zweiten Sturm«.
Ein Joker stach - und strahlte: »Ein Schuss. Ein Tor. Das ist Ailton.« So kommentierte der Brasilianer den Treffer zum 2:0. Alle hatten sie ihn plötzlich wieder lieb, den launischen Angreifer. Assauer wurde dabei allerdings leicht ironisch: »Der Toni konnte sich doch lange ausruhen. Darum ist er dann so locker geblieben und hat die Kirsche gemacht.«
Auch der Trainer wird jetzt selbstverständlich mit Ailton weiter zusammenarbeiten. Als wenn nie etwas gewesen wäre, deutete Rangnick die Rückkehr in die erste Elf an: »Ich wollte Toni nie zum Sündenbock machen. Mal sehen, wie er sich in den nächsten Tagen im Training anbietet.«

Artikel vom 09.05.2005