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Dieses Muttchen
ist nicht harmlos

Nadja Auermann im zweiten Film

Von Caroline Bock
ZDF, Samstag, 20.15 Uhr: Eigentlich würde Nadja Auermann gerne mal einen Film drehen, den auch ihre beiden Kinder sehen dürfen. Eine Komödie oder eine Liebesgeschichte vielleicht.

Aber auch der zweite Fernsehfilm, in dem das Model eine Hauptrolle spielt, ist ein Psychothriller geworden, bei dem sich der Nachwuchs wohl hinter dem Sofa verkriechen würde. Auermanns ZDF-Erstling »Dornröschens leiser Tod« hatte vor einem Jahr mehr als fünf Millionen Zuschauer. Der Samstagskrimi »Letztes Kapitel« will jetzt an diesen Erfolg nahtlos anknüpfen.
In der Dreiecksgeschichte spielt Auermann eine Frau, die sich in einen Schriftsteller verliebt, der gemeinsam mit seinem Mitbewohner ein Buch eines toten Freundes veröffentlicht und damit die Bestsellerlisten erobert. Zunächst wirkt es so, als sei Nora (Auermann) bloß ein harmloses Muttchen, das es allen recht machen will und beide Männer mit Spaghetti bekocht. Doch dann dämmert es dem Zuschauer, dass es hinter der Fassade des Trios bröckelt. Es geht nicht lange gut, dass sich Volker (Nicki von Tempelhoff) als vermeintlicher Bestsellerautor mit fremden Federn schmückt und zum arroganten Ekel entwickelt. Auch sein Kumpel Achim (Benjamin Sadler) kann ihn nicht bremsen.
Bei der Suche nach Drehorten haben sich die Location-Scouts ausgetobt: Coole Berliner Bars, ein futuristisches Hotel und eine einsame, verschneite Villa in Heiligendamm an der Ostseeküste verleihen dem Thriller eine gelungene Optik. Neben solider Krimikost bietet der 90-minütige Film auch ein paar interessante Einblicke in den Literaturbetrieb. Als Vorlage diente ein Roman von Irene Rodrian aus den 70er Jahren, der nur aus Tagebuch-Einträgen besteht. Regie führt wie bei Nadja Auermanns Erstling Marcus O. Rosenmüller. Weitere Rollen spielen der Schweizer Moderator Dieter Moor und ein Fugu, ein aus der japanischen Küche berüchtigter giftiger Fisch.
Nadja Auermann, zu Hochzeiten der Liebling von Karl Lagerfeld, will sich vom Laufsteg aber nicht ganz verabschieden. »Ich finde es nicht so schön, wenn man in Kategorien denkt«, sagt die 34-Jährige. Im »Letzten Kapitel« ist Auermann ganz ungewohnt mit einer Lockenmähne zu sehen, was auch mit ihre Idee gewesen sei. »Ich hatte gerade vorher bei einem Foto-Shooting lockige Haare, und dabei war mir aufgefallen, wie sehr mich das verändert, wie sehr mich das ÝunschuldigerÜ macht.« Kostüm und Make-up verwandeln sie in dem Film tatsächlich sehr. Ganz am Ende ändert sich die Frisur aber - und Nadja Auermann sieht wieder aus wie ein Topmodel - logisch, oder?

Artikel vom 07.05.2005