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Existenzkampf
statt Medaille

DEB-Team will »oben« bleiben

Innsbruck (dpa). 29 Jahre nach dem olympischen Bronze-Coup soll Innsbruck für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft und Bundestrainer Greg Poss diesmal zum Ort der Rettung werden.

Doch falls das DEB-Team und der US-Amerikaner scheitern sollten, könnte sich Vorgänger Hans Zach eine Rückkehr vorstellen.
Noch kann die deutsche Auswahl das Schlimmste vermeiden: Dafür reichen in der WM-Abstiegsrunde heute (12.15 Uhr/DSF) ein Sieg im Schlüsselspiel gegen Slowenien und zumindest ein Unentschieden morgen (12.15 Uhr/DSF) gegen Dänemark. Die Dänen siegten gestern 4:3 (1:3, 2:0, 1:0) über Gastgeber Österreich.
Poss hob die Partie gegen Slowenien heraus, die die wichtigste seit dem letzten Abstieg vor sieben Jahren ist. »Wenn wir gewinnen, haben wir alles in unserer Hand«, sagte Poss. Er spüre Zach nicht im Nacken, meinte der 39-Jährige gestern: »Wir machen unsere Arbeit, mehr können wir nicht tun.«
Zach signalisierte unterdessen, im Fall einer Trennung von Poss unter gewissen Bedingungen zu einem Comeback bereit zu sein. »Ich würde an die deutsche Bande zurückkehren. Aber ich mache nicht den ersten Schritt«, sagte der Coach der Kölner Haie. Wenn eine Vertrauensperson wie DEB-Sportdirektor Franz Reindl auf ihn zukommen würde, sei er bereit zu helfen, fügte Zach hinzu.
»Ein Abstieg würde tiefe Einschnitte im sportlichen und wirtschaftlichen Bereich bedeuten«, sagte Reindl, der 1976 zur Mannschaft gehörte, die sensationell Bronze bei den Olympischen Winterspielen gewann. An diese Sternstunde verschwendet er momentan keinen Gedanken. Dafür an die Slowenen, die gegen Dänemark am Freitag nach einem 0:3-Rückstand mit 4:3 noch eine unglaubliche sportliche Wende schafften. Die Dänen holten ihrerseits am Sonntag gegen Österreich ein 1:3 auf. Das DEB-Team hatte am Freitag in Wien nach einer 2:0-Führung nur ein 2:2 gegen die Gastgeber erreicht.
Reindl warnte vor den Slowenen, obwohl es in bisher fünf Länderspielen drei Siege und zwei Unentschieden gab: »Sie sind es gewohnt, Abstiegsrunden zu spielen, wir nicht. Die Slowenen haben Moral und sind gefestigt.« 1999 und 2000 traf die deutsche Mannschaft je bei B-Weltmeisterschaften auf den Aufsteiger und gewann 2:0 und 7:2. Gegen Dänemark gab es bisher je zwei Siege und zwei Niederlagen, darunter ein 1:6 in Odense bei der B-WM 1999.
»Das Problem ist nicht der Gegner. Wir müssen befreit spielen und nicht den Kopf hängen lassen. Diese Zeit ist vorbei«, sagte Poss, der den Tapetenwechsel nach einer Woche Wien begrüßte und speziell das bisher schwache Überzahlspiel üben ließ. Kapitän wird nach dem Wechselspiel mit Jochen Hecht wieder Jan Benda sein. Benda forderte, erst nach der WM über Konsequenzen zu diskutieren. Die Mannschaft bekomme die Diskussionen zwar mit, doch der Russland-Legionär erklärte: »Wir blocken das aus, was in den Zeitungen steht.«
Als erste Viertelfinalisten stehen unterdessen Schweden und Tschechien fest. Schweden revanchierte sich am Samstag mit 5:4 gegen Titelverteidiger Kanada für die Niederlagen in den vergangenen beiden WM-Endspielen. Tschechien feierte im Bruderduell gegen die Slowakei einen 5:1-Erfolg.

Artikel vom 09.05.2005