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Picasso in der Wunderkammer

MARTa-Eröffnung mit Jan Hoets Ausstellung »(My private) Heroes«

Von Ruth Matthes (Text)
und Jörn Hannemann (Foto)
Herford (WB). Nach diversen Änderungen des Konzeptes, Bauverzögerungen und Kostensteigerungen ist es acht Jahre nach der ersten Idee nun so weit: Am diesem Samstag wird das von Frank Gehry entworfene Museums- und Möbelzentrum MARTa an der Herforder Goebenstraße mit der Ausstellung »(My private) Heroes« eröffnet.

Das 28,8-Millionen-Euro-Projekt zeichnet sich besonders durch seine Dachlandschaft aus. Wie schon beim Guggenheim-Museum in Bilbao hat Gehry einen Bau geschaffen, bei dem rechte Winkel und gerade Wände den Ausnahmefall darstellen. Auffallend sind die wellenförmigen Edelstahlbleche, die von den Seiten her auf den Platz vor dem Haupteingang zu fließen scheinen. Der kalifornische Stararchitekt wird Samstag zur Eröffnung nach Herford kommen.
Der frühere »documenta«-Chef und jetzige MARTa-Direktor Jan Hoet sieht seine Eröffnungsausstellung »als Abschied von meiner bisherigen Arbeit und als Neuanfang in Herford, wo die Verbindung von Kunst und Design künftig eine größere Rolle spielen soll«, erklärt er.
»Für mich waren Künstler immer die größten Helden, weil sie die Wirklichkeit auf eine tiefere Art erfassen und darstellen können als wir«, sagt Hoet. Seine privaten Kunsthelden hat er in einer Art Wunderkammer versammelt, die er in der zentralen, 21 Meter hohen Halle aufgebaut hat. Hier finden sich Exponate des Expressionisten Constant Permeke ebenso wie Francis Bacons Kardinal-Bild und Arbeiten von Beuys, Richter und Picasso.
Ausgehend von seinen privaten Helden erweiterte Hoet die Ausstellung um Aspekte, die das Bild des Helden in der Kunst der vergangenen 200 Jahre aus möglichst vielen Perspektiven beleuchten. Entsprechend vielfältig ist die Werkauswahl. Den kleineren Galerien, die auch farblich unterschiedlich gestaltet sind, hat er jeweils zentrale Themen zugeordnet: So gibt es eine Art Rüstungskammer, in der sich Künstler wie Lovis Corinth, Anselm Kiefer und Andrea Serrano mit Harnischen, Helmen und Waffen kritisch auseinander setzen.
Außerdem wird der Held als »Verletzter und Märtyrer« thematisiert und die Frage gestellt, ob auch Idole und Stars Helden sind. Darüber hinaus zeigt Hoet unter anderem Skulpturen von Auguste Rodin, Markus Lüpertz und Enzo Cucchi, Fotografien von Robert Capa und James Nachtwey, Videokunst von Koen Theys und Installation von Luciano Fabro.
Die Ausstellung ist von 7. Mai, 15 Uhr, bis 14. August zu sehen. Zur Eröffnung gibt es zahlreiche Performances, unter anderem von Jonathan Meese, Emilio López-Menchero und Amanda Coogan. Infos: % 0 52 21 / 99 44 30-0.
www.marta-herford.de

Artikel vom 04.05.2005